„Wir sind alle hier“

Selenskyj ruft Ukrainer zur Verteidigung Kiews auf

Ausland
26.02.2022 00:12

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Bevölkerung am späten Freitagabend zur entschlossenen Verteidigung der Hauptstadt aufgerufen. „Das Schicksal des Landes entscheidet sich gerade jetzt“, sagte er. Zuvor hatte er sich in einem kurzen Videoclip mit Regierungschef Denys Schmyhal und weiteren ranghohen Politikern auf einer Straße in der ukrainischen Hauptstadt gezeigt. „Wir sind alle hier“, sagte er darin.

„Wir sind in Kiew. Wir verteidigen die Ukraine, unsere Unabhängigkeit, und das wird auch so bleiben“, schrieb Selenskyj zu dem Video (siehe oben). Damit reagierte er, der wie die anderen Spitzenpolitiker ein Uniformhemd trug, auf Gerüchte, er verstecke sich in einem Bunker oder habe die Stadt verlassen.

„Verbrennt feindliche Militärtechnik mit allem, was zur Verfügung steht!“
„Der Feind wird alles seine Kräfte einsetzen, um unseren Widerstand zu brechen“, sagte Selenskyj. „In dieser Nacht setzen sie zum Sturm auf Kiew an.“ Er rief alle Ukrainer auf, „den Feind wo auch immer möglich aufzuhalten“. Die Bevölkerung sollte alle Sonderzeichen entfernen, die Saboteure an Straßen und Häusern anbringen. „Verbrennt die feindliche Militärtechnik mit allem, was zur Verfügung steht!“ Sollten die Angreifer auch Kindergärten ins Visier nehmen, sollten sie daran gehindert werden, so Selenskyj weiter. „Alle Gebete sind mit unseren Soldaten. Wir glauben an sie. Sorgt für sie!“

Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko hatte am Abend von mehreren Detonationen im Norden der Hauptstadt berichtet. „Die Lage ist jetzt - ohne Übertreibung - bedrohlich für Kiew. Die Nacht, kurz vor Tagesanbruch, wird sehr schwierig“, so Klitschko.

Russen nahmen wichtigen Flugplatz nahe der Hauptstadt ein
Zuvor hatte es geheißen, die russische Armee sei bei ihrem Angriffskrieg auf die Ukraine bis in die Hauptstadt Kiew vorgedrungen. Das ukrainische Verteidigungsministerium meldete am Freitag russische „Saboteure“ im nördlichen Stadtbezirk Obolon. Außenminister Dmytro Kuleba berichtete zudem von „schrecklichen russischen Raketenangriffen“ auf die Millionenstadt. Die russischen Truppen hatten zuvor auch den strategisch wichtigen Flugplatz Hostomel nordwestlich der Hauptstadt eingenommen und dort eigenen Angaben zufolge 200 Ukrainer „neutralisiert“.

Die militärische Lage zeigte sich auch in anderen Teilen des Landes bedrohlich für die Ukraine. Russische Kräfte drangen nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums in die ukrainische Kleinstadt Melitopol ein. Demnach sind russische Einheiten erst in Asow am Asowschen Meer gelandet, hätten sich in Marsch gesetzt und schließlich „ohne Widerstand“ Melitopol besetzt. Von ukrainischer Seite hieß es, die Stadt sei umzingelt und kleine Gruppen russischer Soldaten in die Stadt eingedrungen. Diese versuchten nun, die kritische Infrastruktur zu besetzen.

Genaue militärische Lage bleibt undurchsichtig
Russische Soldaten beschossen nach ukrainischen Angaben zudem die Region um die Hafenstadt Odessa an der Schwarzmeer-Küste mit Raketen. Es seien mehrere Raketen vom Meer aus auf Grenzschutzanlagen abgefeuert worden. Befürchtet wird, dass russische Truppen nach Odessa vorrücken könnten - eine strategisch wichtige Stadt. Zuvor hatten russische Truppen nach ukrainischen Angaben den Fluss Dnipro in der Südukraine überschritten. Damit hätten sie nun Zugang zur Stadt Cherson, die wiederum eine wichtige Rolle beim Schutz von Odessa spielt. Die genaue militärische Lage bleibt aber undurchsichtig.

Laut Ukraine und Großbritannien auch viele Verluste auf russischer Seite
Russland setzte eigenen Angaben zufolge 211 ukrainische Militärobjekte „außer Gefecht“. Auch sechs Kampfflugzeuge, ein Hubschrauber und fünf Drohnen seien abgeschossen worden, 67 Panzer wurden demnach zerstört. Nach ukrainischen Angaben erlitten auch die russischen Truppen schwere Verluste. Das Verteidigungsministerium sprach von 30 zerstörten russischen Panzern, 130 Panzerfahrzeugen, sieben Flugzeugen und sechs Hubschraubern. Etwa 1000 russische Soldaten seien getötet worden. Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace sagte, die russischen Truppen hätten 450 Tote zu verzeichnen.

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