„Krone“-Kommentar

Frau Schlosser

Kolumnen
25.01.2022 06:00

Seit 15. November sei sie nun schon zu Hause eingesperrt, erzählt Frau Schlosser, sie klingt müde. Die 70-Jährige ist Mindestpensionistin und Schmerzpatientin. Ihre Leidensgeschichte geht lange zurück. Wirbelbrüche, chronische Erkrankungen, allergische Schocks. Die Frau ist eine von mehr als einer Million ungeimpften Menschen in Österreich. Unfreiwillig ungeimpft, aus medizinischen Gründen.

Sie fühle sich gedemütigt und ausgegrenzt, sagt Frau Schlosser. Diskriminiert beim Zugang zu Geschäften, Restaurants oder Veranstaltungen. Ausgeschlossen vom gesellschaftlichen Leben seit zehn Wochen. So lange gilt in Österreich bereits der Lockdown für Ungeimpfte.

Für ärztliche Atteste hätte sie sich eine unabhängige Anlaufstelle gewünscht. Denn für Betroffene sei es sehr schwierig, überhaupt Termine zu bekommen. „Wir wurden im Regen stehen gelassen“, meint sie resigniert. Sie will nun Strafen in Kauf nehmen, obwohl ihre Pension gerade einmal 700 Euro beträgt.

Schon bald werden Ungeimpfte sich tatsächlich strafbar machen. Auch gesundheitlich angeschlagene Menschen wie Frau Schlosser.

An sie werde ich denken, wenn wieder einmal über sogenannte „Impfunwillige“ diskutiert wird. Und an den Bundespräsidenten, der gemeint hat, dass wir wieder respektvolle Gespräche miteinander führen sollten. Geimpfte mit Ungeimpften. Pandemie-Gewinner mit Pandemie-Verlierern.

Gespräche mit Menschen wie Frau Schlosser.

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