Neuwagen in Österreich

Weniger Neuzulassungen, aber fette SUVs boomen

Motor
17.01.2022 22:47

In Österreich wurden 2021 noch einmal weniger Autos neu zugelassen als 2020, die Neuzulassungen fielen damit auf den niedrigsten Wert seit 37 Jahren. 239.803 neue Pkw auf heimischen Straßen bedeutet laut Statistik Austria ein Minus von 3,6 Prozent zum Vorjahr und einen Rückgang um 27,2 Prozent zum Vorkrisenjahr 2019. Auch heuer dürfte es nicht spürbar besser werden, erwarten Autoimporteure und Fahrzeughandel. Deutlich ist aber der Trend zu E-Autos und hochmotorisierten SUV.

(Bild: kmm)

Entgegen dem rückläufigen allgemeinen Trend sind die Zulassungen von Pkw mit „alternativem Antrieb“ um 80 Prozent gestiegen. Davon waren zwei Drittel hybride Antriebe, also Fahrzeuge mit Elektro- und Diesel- bzw. Benzinmotor. Reine Elektrofahrzeuge kamen aber immerhin mit 33.366 Fahrzeugen auf einen Zulassungsanteil von 13,9 Prozent.

Privatleute kaufen kaum E-Autos
Dieser Trend ist aber kaum bei Privatpersonen angekommen - 84 Prozent der E-Autos sind von Firmen zugelassen worden, sagte Peter Laimer, Kfz-Experte der Statistik Austria, am Montag bei der Präsentation der Jahreszahlen.

Die Gründe liegen für Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure und Klaus Edelsbrunner, Obmann des Bundesgremiums des Fahrzeughandels, auf der Hand: Es fehlt an Lademöglichkeiten und der „Tarifdschungel“ an den öffentlichen Ladestationen ist für Privatpersonen nicht zu durchschauen. Das hindere Privatpersonen noch daran, auf ein Elektroauto umzusteigen. „Der private Markt für Elektromobilität will nicht so richtig in die Gänge kommen“, so Kerle.

Große, hubraumstarke SUVs boomen
Zweifel an der großen Ökologisierung lässt auch die Fahrzeugauswahl der Österreicherinnen und Österreicher aufkommen: Denn 40 Prozent der Neufahrzeuge sind SUVs bzw. Geländewagen, in diesem Segment gab es auch entgegen dem allgemeinen Trend einen Zuwachs um fast ein Fünftel, so Laimer. Das spiegle sich bei den Motorleistungen: In der Hubraumklasse 3500 bis 4000 ccm gab es einen Zuwachs um 15 Prozent.

Aus Sicht der Branchenvertreter hat das aber nicht nur mit der Nachfrage der Kunden zu tun. Vielmehr seien die Autofirmen daran interessiert, mit den knappen Chips zuerst E-Autos auszuliefern, um Schadenersatzzahlungen wegen eines zu hohen CO2-Ausstoßes der Flotte zu vermeiden und dann hochpreisige Fahrzeuge mit hoher Gewinnmarge. Bei billigeren Kleinfahrzeugen gebe es hingegen Lieferzeiten bis zu einem Jahr.

Gebrauchtwagen werden teurer
Die Knappheit habe dazu geführt, dass vor allem Firmen auf die bisher üblichen üppigen Rabatte beim Fahrzeugkauf verzichten müssen. Private würden das weniger stark spüren, so Edelsbrunner. Da es kaum mehr Rabatte gebe, sei auch nicht mit weiteren Kürzungen - und dadurch entstehenden Preissteigerungen - zu rechnen. Bei den Gebrauchtwagen gebe es Preiserhöhungen von 10 bis 15 Prozent. Der Fahrzeughandel bekomme auch zu spüren, dass Kunden heute oft ein Auto doch noch reparieren lassen, statt ein neues zu kaufen oder einen Leasingvertrag verlängern, statt einen neuen zu starten.

Bei Elektrofahrzeugen ist der Gebrauchtwagenmarkt noch sehr klein, 12.000 Fahrzeuge waren zuletzt in dieser Kategorie, aber der größte Teil davon waren Vorführwagen, so Edelsbrunner.

Keine guten Aussichten …
„Wir gehen davon aus, dass auch 2022 ein sehr schwieriges Jahr wird“, sagt Kerle. Das Ergebnis dürfte ähnlich schwach ausfallen wie 2021. Denn die Covid-Pandemie sei noch nicht vorbei und auch die Halbleiterengpässe dürften das ganze Jahr dauern. Auch Edelsbrunner erwartet eine Stagnation des Marktes auf dem aktuell niedrigen Niveau und rund 240.000 Neuzulassungen für 2022. Es werde wohl noch Jahre dauern, bis das frühere Niveau wieder erreicht wird. „Dennoch blicken wir positiv in die Zukunft“ so Kerle.

Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) wies in einer Aussendung darauf hin, dass sich der Anteil der E-Autos an allen Neuzulassungen im Vergleich zu 2020 verdoppelt habe. „Emissionsfreie E-Autos sind die Zukunft auf unseren Straßen“, schließt die Ministerin daraus. Förderungen für E-Autos hätten daran einen wichtigen Anteil und würden daher auch 2020 fortgeführt. So würden emissionsfreie PKWs für Privatpersonen mit 5000 Euro gefördert. Der Fachhandel beklagt allerdings die Halbierung der Förderung für E-Firmenautos - das könnte die Bestellungen dämpfen.

VW weiterhin Marktführer vor Skoda und BMW
Unter den zehn wichtigsten Marken 2021, die zusammen 66,2% aller Pkw-Neuzulassungen ausmachten, blieb VW mit einem Anteil von 15,0% Marktführer, gefolgt von Skoda (Anteil: 9,1%), BMW (Anteil: 6,5%) und Seat (Anteil: 6,3%). Im Vergleich zum Vorjahr konnten Audi (+13,1%) und Fiat (+10,2%) Zuwächse verzeichnen. Rückgänge wurden bei Renault (-16,8%), Ford (-13,6%), Hyundai (-8,6%), Skoda (-7,6%), VW (-6,0%), Seat (-4,8%), Mercedes (-3,4%) und BMW (-1,2%) beobachtet.

VW Golf ein Drittel eingebrochen
Der meistverkaufte Pkw in Österreich war 2021 der Fiat 500 mit 6477 Stück, er verdrängte den Skoda Octavia, der im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang um 22 Prozent hinnehmen musste, auf Platz 2 (6233 Einheiten). Auf Platz drei der VW Golf (4816, minus 31 Prozent).

Das meistverkaufte Elektroauto war Teslas Model 3 (3534) vor VW ID.3 und VW ID.4 (2901 bzw. 2487). Vom Model Y lieferte Tesla immerhin 1147 Stück aus, obwohl es erst ab Ende August verfügbar war. Mit 5881 verkauften Einheiten 2021 ist die Marke VW der Elektroauto-Primus.

44.747 Neuzulassungen bei Zweirädern
Nach einem deutlichen Zuwachs bei Neuzulassungen von Zweirädern im Jahr 2020 (+13,4%), war im Jahr 2021 ein Rückgang von 2,9% zu beobachten. Während die Zahl der neu zugelassenen Motorräder (32.351) im Vergleich zum Vorjahr weitgehend unverändert blieb (+0,5%), gingen die Neuzulassungen von Motorfährrädern (12.396) um 10,8% zurück.

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(Bild: kmm)



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