Volkskultur in Kärnten

Volksliedwerk: Wo Lieder & Noten auf Sänger warten

Kärnten
04.10.2021 22:34

Regionale Klänge sollten im Vielvölkerstaat gesammelt werden. Und heute noch ist das Volksliedwerk ein wichtiges Archiv, das lebendig ist und weiterhin wächst.

Anrufen, ein paar Takte vorsingen und dann die Noten des gesuchten Stückes erhalten - das passiert zwar nicht jeden Tag im Volksliedwerk, aber ein Bewohner eines Pflegeheimes kommt auf diese Art zu den Noten, nach denen er seine Freunde unterhalten kann.

„Zu uns kommen viele Chorleiter, die Literatur suchen“, freut sich Marianne Hötzl, die Vorstandsvorsitzende des Kärntner Volksliedwerkes. Auch sie selbst nimmt immer wieder unbekannte Lieder für den von ihr geleiteten Chor Maria Saaler G’läut mit. „Archivleiterin Bettina Srienz hat immer gute Empfehlungen.“

Haus der Volkskultur
Im klimatisierten Archiv im Haus der Volkskultur in Klagenfurt stehen lauter hohe Regale, welche voll mit Handschriften - die ältesten stammen aus dem 17. Jahrhundert -, Nachlässen bekannter Liederschöpfer, Tondokumenten und Fachbüchern sind. „Begonnen hat ja alles schon 1904, da wollte der Kaiser in den Kronländern die traditionellen Lieder sammeln. In das Projekt wurde viel Geld investiert. Lehrer wurden freigestellt, um durch die Ortschaften zu ziehen, sich Lieder vorsingen zu lassen und zu notieren. Josefine Gartner war eine der ersten Frauen, die Lieder sammelte. Aber durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges konnte das Projekt nicht vollendet werden“, weiß Marianne Hötzl.

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Begonnen hat ja alles schon 1904, da wollte der Kaiser in den Kronländern die traditionellen Lieder sammeln. In das Projekt wurde viel Geld investiert.

Marianne Hötzl

Vielfältige Aufgaben des Volksliedwerkes
Sie hat Querflöte studiert und unterrichtet am Gymnasium in St. Veit Musik und Deutsch - und ihre Lieblingsnoten im Archiv stammen von Roman Maier. Er war in der Zwischenkriegszeit mit Karl Liebleitner, Oswin Moro, Anton Anderluh, Georg Graber und Anton Kollitsch im Kärntner Volksliedausschuss aktiv. 1924 haben sie das erste Heft mit „Kärntnerliedern für die Schuljugend des Heimatlandes“ herausgegeben. Damit wurde das gemischte Singen eingeleitet, zuvor gab es Noten rein für Männerchöre. „Wir lassen immer noch Lieder vierstimmig für gemischte Chöre setzen und geben sie als Hefte heraus“, so Hötzl über eine der zahlreichen Aufgaben des Volksliedwerkes.

Zusammenarbeit mit Universitäten
Die Zusammenarbeit mit der Kunstuni Graz und der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik in Klagenfurt ist daher enorm wichtig. Daraus entstehen zudem laufend wissenschaftliche Arbeiten. „Auch Wissenschafter aus Deutschland, Italien und aus anderen Ländern nutzen unser Archiv“, so Hötzl. „Und vieles ist noch aufzubereiten“, betont Archivleiterin Bettina Srienz vor den Kisten, die Klaus Fillafer, der sich für den Volkstanz engagiert hatte, hinterlassen hat. „Das Volkstanzarchiv in Klagenfurt ist nach jenem in Wien das größte in Österreich“, erwähnt Hötzl stolz.

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Magnetbänder, Kassetten und Langspielplatten zu digitalisieren, ist technisch nicht immer einfach.

Marianne Hötzl

Noten gibt‘s auch online
Viele Noten können bereits digital abgerufen werden. Und immer wieder werden Noten gebracht. „Ich hab’ gerade eine Thomas Koschat-Partitur bekommen. Wir fördern aber auch neue Kompositionen, beispielsweise hat Christof Ressi fünf Gedichte von Maja Haderlap vertont, die im Vorjahr uraufgeführt wurden“, freut sich Hötzl über das lebendige Archiv, dessen Weiterentwicklung Srienz vor Herausforderungen stellt: „Magnetbänder, Kassetten und Langspielplatten zu digitalisieren, ist technisch nicht immer einfach.“ Noten und seine Arbeit präsentiert das Volksliedwerk auch bei Musikabenden wie am 16.10. bei der Jeunesse im Konzerthaus, wo die Strottern spielen.

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