Verheerendes Erdbeben

Zahl der Todesopfer in Haiti auf 700 gestiegen

Ausland
15.08.2021 17:56

Nach dem schweren Erdbeben in Haiti ist die Zahl der Todesopfer auf mehr als 700 gestiegen. Bisher seien 724 Leichen geborgen worden, teilte die Katastrophenschutzbehörde des Karibikstaates am Sonntag mit. Hunderte weitere Menschen werden noch vermisst, mehr als 2800 Menschen wurden bei dem Erdstoß der Stärke 7,2 am Samstag verletzt. Das Österreichische Rote Kreuz rechnet mit steigenden Opferzahlen und Verlusten.

Das Beben, dessen Zentrum nahe der Ortschaft Petit Trou de Nippes, etwa 150 Kilometer westlich der Hauptstadt Port-au-Prince, in einer Tiefe von zehn Kilometern lag, richtete in mehreren Städten schwere Schäden an. Zahlreiche Gebäude stürzten ein, darunter ein mehrstöckiges Hotel in der Stadt Les Cayes.

(Bild: AP)

Viele Einwohner beteiligten sich an den Bergungsarbeiten. Dank der raschen Reaktion von Rettungskräften und Bürgern seien viele Verschüttete lebend geborgen worden, teilte der Zivilschutz mit. Regierungschef Ariel Henry rief einen einmonatigen Ausnahmezustand in den vier von dem Beben betroffenen Verwaltungsbezirken aus. Er appellierte an die Bevölkerung, „Solidarität zu zeigen“ und nicht in Panik zu geraten.

Tropensturm „Grace“ droht Hilfsarbeiten weiter zu erschweren
In der vom Beben betroffenen Region gibt es allerdings nur wenige Krankenhäuser. Das Gesundheitsministerium entsandte zwar Personal und Medikamente, doch werden die Hilfseinsätze durch die prekäre Sicherheitslage erschwert. Die einzige Straßenverbindung in die Katastrophenregion führt durch das Armenviertel Martissant von Port-au-Prince, wo seit Anfang Juni kriminelle Banden die Kontrolle übernommen haben.

Ärzte aus Kuba helfen bei der Versorgung der Opfer. (Bild: AFP)
Ärzte aus Kuba helfen bei der Versorgung der Opfer.

Die Rettungsarbeiten könnten durch Tropensturm „Grace“ zusätzlich behindert werden. Dieser soll nach Angaben des US-Wetterdienstes am späten Montag Haiti erreichen und für schwere Regenfälle und Sturzfluten sorgen.

Stärker als verheerendes Erdbeben von 2010
Das Erdbeben war sogar noch etwas stärker als das verheerende Beben vom Jänner 2010, bei dem in Haiti mehr als 200.000 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 300.000 weitere verletzt worden waren. Rund 1,5 Millionen Menschen wurden damals obdachlos. Der Schaden an Wohnhäusern und Infrastruktur war immens.

Haiti - der ärmste Staat des amerikanischen Kontinents - hat sich bis heute nicht von den Folgen des Bebens erholt. Noch tiefer in die Krise rutschte das Land seit dem vergangenen Jahr durch die Corona-Pandemie, die Zunahme der Bandenkriminalität und das tödliche Attentat auf Präsident Jovenel Moïse Anfang Juli.

Viele Menschen verbrachten die Nacht nach dem Erdbeben im Freien. (Bild: AP)
Viele Menschen verbrachten die Nacht nach dem Erdbeben im Freien.

Die USA boten Soforthilfe an. Es mache ihn „traurig“, dass Haiti in einer ohnehin schwierigen Zeit von einem Erdbeben getroffen worden sei, erklärte Präsident Joe Biden. Nach seinen Angaben wollen die USA bei der Bergung von Verletzten und dem Wiederaufbau helfen. Auch mehrere lateinamerikanische Staaten sowie Spanien stellten rasche Hilfen in Aussicht.

Rotes Kreuz und Caritas rufen zu Spenden auf
Das Österreichische Rotes Kreuz gab in einer Aussendung am Sonntag bekannt, 75.000 Euro aus dem Katastrophenfonds zur Unterstützung der Opfer bereitzustellen. „Bitte helfen auch Sie“, forderte Generalsekretär Michael Opriesnig. Das Erdbeben trifft jene Region, die schon 2016 von Hurricane „Mathew“ stark betroffen war. „Wir befürchten, dass die Anzahl der Opfer und Verluste nach oben korrigiert werden muss. Die Spitäler sind bereits jetzt überlastet und zahlreiche Nachbeben erschweren die laufenden Tätigkeiten stark“, prognostizierte Opriesnig.

Auch die Caritas rief zu Spenden auf. „Die Menschen sind in dieser unsicheren Lage umso dringender auf Hilfe von Außen angewiesen“, so deren Präsident Michael Landau am Sonntag in einer Aussendung. „Jede Spende wird jetzt dringend gebraucht.“ Man sei in Kontakt mit den Partnerorganisationen, um die Lage einschätzen zu können sowie Unterstützung zu planen, so Landau.

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