Lage „dramatisch“

Mehr als 300 Tote bei schwerem Erdbeben in Haiti

Ausland
15.08.2021 13:17

Ein schweres Erdbeben der Stärke 7,2 hat am Samstag den Karibikstaat Haiti erschüttert. Die Zahl der Todesopfer bei dem Beben im Südwesten des Inselstaates ist mittlerweile auf über 300 gestiegen. Hunderte weitere Menschen würden noch vermisst werden, mehr als 1800 wurden verletzt, teilte der Zivilschutz mit. Das Österreichische Rote Kreuz (ÖRK) rechnet mit steigenden Opferzahlen und Verlusten.

Das Zentrum des Bebens der Stärke 7,2 lag nahe der Ortschaft Petit Trou de Nippes, etwa 150 Kilometer westlich der Hauptstadt Port-au-Prince, in einer Tiefe von zehn Kilometern, wie die US-Bebenwarte USGS mitteilte. Es war bis Kuba und Jamaika zu spüren. Das Hauptbeben ereignete sich morgens gegen 8.30 Uhr Ortszeit, es folgten mehrere Nachbeben. Eine anfängliche Tsunami-Warnung wurde wenig später aufgehoben.

Viele Verschüttete lebend geborgen
Das Beben richtete in mehreren Städten schwere Schäden an. Zahlreiche Gebäude stürzten ein, darunter ein mehrstöckiges Hotel in der Stadt Les Cayes. Zahlreiche Einwohner beteiligten sich an den Bergungsarbeiten. Dank der raschen Reaktion von Rettungskräften und Bürgern seien viele Verschüttete lebend geborgen worden, teilte der Zivilschutz mit. Regierungschef Ariel Henry rief einen einmonatigen Ausnahmezustand in den vier von dem Beben betroffenen Verwaltungsbezirken aus. Er appellierte an die Bevölkerung, „Solidarität zu zeigen“ und nicht in Panik zu geraten.

In der vom Beben betroffenen Region gibt es nur wenige Krankenhäuser. Das Gesundheitsministerium entsandte zwar Personal und Medikamente, doch wurden die Hilfseinsätze durch die prekäre Sicherheitslage erschwert. Die einzige Straßenverbindung in die Katastrophenregion führt durch das Armenviertel Martissant von Port-au-Prince, wo seit Anfang Juni kriminelle Banden die Kontrolle übernommen haben.

Die USA boten Soforthilfe an. Es mache ihn „traurig“, dass Haiti in einer ohnehin schwierigen Zeit von einem Erdbeben getroffen worden sei, erklärte Präsident Joe Biden. Nach seinen Angaben wollen die USA bei der Bergung von Verletzten und dem Wiederaufbau helfen. Auch mehrere lateinamerikanische Staaten sowie Spanien stellten rasche Hilfen in Aussicht.

Rotes Kreuz stellt 75.000 Euro bereit
Das Österreichische Rotes Kreuz gab in einer Aussendung am Sonntag bekannt 75.000 Euro aus dem Katastrophenfonds zur Unterstützung der Opfer bereitzustellen. „Bitte helfen auch Sie“, forderte Generalsekretär Michael Opriesnig. Das Erdbeben trifft jene Region, die schon 2016 von Hurricane Mathew stark betroffen war.

Haiti droht mit Tropensturm „Grace“ weiteres Ungemach
Durch Unwetter droht Haiti weiteres Ungemach: Der Tropensturm „Grace“ könnte Anfang kommender Woche auf die Region treffen, teilte das Nationale Hurrikan-Zentrum der USA mit. Erwartet werden heftige Winde und starker Regen in Haiti, wodurch die Situation in dem vom Erdbeben betroffenen Gebiet noch verschlimmert werden könnte. Beschädigte Häuser könnten endgültig einstürzen. Außerdem würden derartige Wetterbedingungen die Rettungsmaßnahmen massiv behindern.

200.000 Tote bei Erdbeben vor elf Jahren
Das Erdbeben weckt böse Erinnerungen an 2010: Damals gab es ein Erdbeben mit ähnlicher Stärke, das Zentrum lag in der dicht besiedelten Hauptstadt Port-au-Prince. Durch das Beben starben vor elf Jahren rund 222.000 Menschen, mehr als 300.000 wurden verletzt. Mehr als eine Million Menschen verloren ihr Zuhause. Die Schäden durch das Beben wurden auf 6,2 Milliarden Euro geschätzt. Der Wiederaufbau kam auch durch die politische Instabilität nur schleppend in Gang.

Der bitterarme Karibikstaat Haiti wird immer wieder von schweren Beben heimgesucht. Zuletzt stürzte eine politische Krise das Land weiter ins Chaos. Im Juli war Präsident Jovenel Moïse ermordet worden. Er wurde in seiner Residenz von einer schwer bewaffneten Kommandotruppe überfallen und erschossen.

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