„Krone“-Kolumne

Diskriminierung in Zeiten der Corona-Krise

Kolumnen
14.06.2021 08:00

Soziologin und Sexualpädagogin Barbara Rothmüller diesmal zu den Diskriminierungserfahrungen von homo- und bisexuellen Menschen in der Pandemie. 

Trotz rechtlicher Gleichstellung in einigen gesellschaftlichen Bereichen machen lesbische, schwule, bisexuelle und queere Menschen diskriminierende Alltagserfahrungen. Die Europäische Grundrechteagentur hat herausgefunden, dass innerhalb eines Jahres die Hälfte der queeren Menschen in Österreich Diskriminierung erlebt. Auch meine Forschung zeigt, dass die Benachteiligung sexueller Minderheiten verbreitet ist.

Im ersten halben Jahr der Pandemie erlebten 20 Prozent der schwulen und lesbischen Befragten Ausgrenzung aufgrund ihrer Sexualität oder ihrer Beziehungsform. Wenn man bedenkt, dass es einen starken Rückgang sozialer Kontakte in der Pandemie gab, ist das viel! Man könnte meinen, dass es in der Pandemie gar nicht so viele Gelegenheiten gab, im direkten Kontakt homosexuelle Menschen schlecht zu behandeln. Leider zeichnen die Erfahrungen lesbischer und schwuler Menschen in Österreich ein anderes Bild.

Menschen in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften berichten davon, dass sie in der Pandemie im öffentlichen Raum belästigt, bedroht und schikaniert wurden. Vor allem beim beliebten Pandemie-Spazierengang waren schwule und lesbische Paare besonders sichtbar und erlebten dabei mehrfach Diskriminierung. Von Privatpersonen, aber teilweise auch von der Exekutive: Befragte in gleichgeschlechtlicher Partnerschaft beschrieben in der anonymen Befragung etwa, dass ihnen die Polizei bei Kontrollen der Ausgangsbeschränkungen nicht geglaubt hätte, dass sie ein Paar seien - und deshalb Strafen verhängten. Ein ähnliches Misstrauen wird auch homosexuellen Geflüchteten teilweise von der Justiz entgegengebracht.

Für lesbische, schwule, bisexuelle und queere Personen sind solche Erfahrungen nicht nur ärgerlich. Sondern sie zeigen auch, dass der öffentliche Raum nicht für alle Menschen ein sicherer Ort ist. Und dass eben noch nicht alle Menschen von den Institutionen, die sie eigentlich schützen sollten, in ihrer Würde und in ihrem Menschsein geachtet werden.

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