Ach übrigens...

Im Interesse der Republik

Vorarlberg
07.06.2021 17:55

„Krone“-Kolumnist Harald Petermichl kann sich überhaupt komplett gar nicht vorstellen, dass das deutsche Nationalteam bei seinem Österreichbesuch besonders bevorzugt behandelt wird.

Umgeben von der Mieminger Kette, dem Wettersteingebirge und der Erlspitzgruppe liegt das Seefelder Plateau und auf diesem wiederum wenig überraschend die Gemeinde Seefeld i. T., Geburtsort unter anderem von Jan-Carl Raspe, führendes Mitglied der ersten RAF-Generation, oder Gregor Glanz, zusammen mit Lenka Pohoralek Siebtplatzierter bei „Dancing Stars" 2013 und auch sonst als Entertainer recht beliebt. Über die wintersportliche Bedeutung der 3.500-Seelen-Gemeinde steht schon alles in den olympischen Annalen, aber neulich hat der Ort auch im Fußball für Aufsehen gesorgt, was ungewöhnlich ist, weil der heimische FC Seefelder Plateau in der Landesliga mit einem Punkt aus 13 Spielen das Tabellenende ziert und die Sportkameraden von der SPG Prutz/Serfaus oder vom SV Weber Beton Oberperfuss nicht mehr einzuholen sind.

Vermutlich um das darob leicht angeschlagene plateaunische Fußball-Renommee etwas zu heben, hatte sich neulich das deutsche Nationalteam in einem Nobelhotel in Mösern, das eigentlich zur Marktgemeinde Telfs gehört, aber in der Berichterstattung kurzerhand Seefeld zugeschlagen wurde, einquartiert, um sich in Ruhe auf europäische Aufgaben vorzubereiten. Bei den DFB-Verantwortlichen sorgte allerdings die Frage, ob denn die ihre Pfunde in Brexitland verdienenden Kicker auch anreisen dürften, ohne erst mal weggesperrt zu werden, für Stirnrunzeln, weil das dem Bundes-Jogi wohl gar nicht gefallen hätte.

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Da aber sprach der Herr Gesundheitsminister im fernen Wien ein Machtwort und ließ der staunenden Welt mitteilen, das Trainingslager sei „im absolut zwingenden Interesse der Republik Österreich".

Harald Petermichl

Da aber sprach der Herr Gesundheitsminister im fernen Wien ein Machtwort und ließ der staunenden Welt mitteilen, das Trainingslager sei „im absolut zwingenden Interesse der Republik Österreich". Die Regelung, dass sich Einreisende von der Insel „unmittelbar in eine 10-tägige Quarantäne begeben müssen, aus der man sich frühestens am fünften Tag nach dem Tag der Einreise mit einem molekularbiologischen Test freitesten lassen kann" war damit schlagartig Makulatur, was DFB-Direktor Oliver Bierhoff auch umgehend mit dem schönen Satz „Ich bin sehr dankbar, dass die österreichischen Behörden flexibel und gut reagiert haben und die Profisportler ausgenommen haben" (früher hätte man das wohl „situationselastisch" genannt) quittierte.

Worin das „absolut zwingende Interesse" der Republik an einem deutschen Jugendlager konkret liegt, wird uns der Herr Mückstein sicher bald mitteilen, bevor irgendwelche missgünstigen Brunnenvergifter auf die Idee kommen, es sei hier vielleicht mit zweierlei Maß gemossen worden, was ich für absolut völlig komplett aus der Luft gegriffen halte.

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