Physiker warnt:

„Private Treffen riskanter als Supermarkt-Einkauf“

Ausland
30.03.2021 11:18

Mit einem harten Lockdown im Osten Österreichs soll die kommenden zwei Wochen versucht werden, die angespannte Lage auf den Intensivstationen zu bekämpfen. Der deutsche Physiker Kai Nagel hat errechnet, wo das Ansteckungsrisiko am höchsten ist. Private Treffen liegen in seinem Ranking ganz vorne. Doch er meint auch, mit einem harten Lockdown alleine werde man die dritte Welle in Europa nicht brechen können ...

Private Treffen mit Freunden, insbesondere ohne Schutzmaske seien „100-mal riskanter als ein Einkauf im Supermarkt“, erläutert Nagel im Gespräch mit der „Welt“: „Allein das Aufsetzen der Maske im Supermarkt reduziert das Risiko um einen Faktor zehn. Zudem ist die Zeitdauer kürzer. Wenn wir von einem vierstündigen Treffen und einem einstündigen Einkauf ausgehen, dann ist das nochmal ein Faktor vier.“

„Man speist für gewöhnlich nicht schweigend miteinander“
Auf die Frage, warum das Ansteckungsrisiko in der Gastronomie statistisch gesehen höher sei, meint Nagel: „Weil man beim Essen keine Masken tragen kann und weil man für gewöhnlich nicht schweigend miteinander speist. Das unterscheidet den Restaurantbesuch von einem Aufenthalt im Supermarkt oder Museum.“

Auf die Eigenverantwortung der Bevölkerung zu setzen, sieht der Physiker allerdings ebenso kritisch wie eine „Notbremse“, also einen harten Lockdown alleine: „Doch wenn zusätzlich unverzüglich und in großem Umfang Schnelltests zum Einsatz kommen, dann sehe ich da zumindest eine kleine Chance, die dritte Welle zu bekämpfen.“

Nicht mit Grippe zu vergleichen
Dass das Coronavirus mit einer normalen Grippe nicht zu vergleichen ist, erklärt Nagel so: „Influenzaviren werden durch Tröpfcheninfektion übertragen - über relativ große Tropfen, wie sie etwa beim Niesen freigesetzt werden. Diese fallen innerhalb von zwei Metern zum Boden. Sars-CoV-2-Viren verbreiten sich hingegen auch über Aerosole, also sehr viel kleinere Tröpfchen. Diese können meterweit fliegen und sich länger in der Luft halten, bevor sie zum Boden sinken.“

Sieben-Tage-Inzidenz steig weiter
Am Dienstag stieg die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland auf 135,2, meldete das Robert Koch-Instituts (RKI). Anfang März lag der Wert noch bei unter 70. Österreich liegt laut den aktuellen Zahlen der AGES hier noch deutlich schlechter mit einer landesweiten Sieben-Tage-Inzidenz von 260,1 (Stand Dienstagvormittag). In Wien liegt diese Zahl gar bei 342,9.

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