„Zu spät und zu kurz“

Ost-Lockdown: Experten rechnen mit Verlängerung

Österreich
25.03.2021 13:16

Der am Mittwoch verkündete Ost-Lockdown wird nach Meinung der Virologin Dorothee von Laer und des Epidemiologen Gerald Gartlehner wahrscheinlich nicht reichen, um eine echte Trendwende in der Pandemie-Bekämpfung und auf den überlasteten Intensivstationen zu bringen. Gartlehner kritisierte, dass die Maßnahmen zu spät kommen und zu kurz dauern. Eine Spur zuversichtlicher gab sich indes von Laer: „Ob das ausreicht, bezweifle ich. Wahrscheinlich reicht es nicht aus. Aber vielleicht haben wir ja Glück“.

Der Komplexitätsforscher Peter Klimek bezweifelte am Mittwochabend in der „ZiB 2“ ebenfalls, ob der sechstägige Ost-Lockdown zu einer Entspannung der Lage führen könne, und sagte, dass dafür eher ein zwei Wochen dauernder Lockdown notwendig wäre.

Sechs Tage sind „homöopathische Dosis“
Gartlehner geht indes davon aus, dass wir nach dem Oster-Lockdown vom 1. bis 6. April nahtlos in einen längeren übergehen und den April im Lockdown verbringen. „Diese fünf, sechs Tage sind eine homöopathische Dosis, das wird die Infektionszahlen nicht nachhaltig ändern.“ Die Politik könnte aber „gleich mit offenen Karten spielen“ und die unangenehme Wahrheit sagen, „dass es sich mit fünf bis sechs Tagen nicht ausgehen wird“, so der Experte für Evidenzbasierte Medizin von der Donau-Universität Krems.

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Zumindest ist die Realität anerkannt worden. Am Montag hat man noch geglaubt, dass nichts passiert.

Epidemiologe Gerald Gartlehner

Kritische Situation bleibt nicht auf Osten beschränkt
Gartlehner warnt auch davor, dass die kritische Situation nicht auf die Ostregion beschränkt belieben werde. Im Tirol sei man jetzt dort, wo Wien vor zwei bis drei Wochen war. „Früher oder später wird überall die gleiche Situation eintreten.“ Erleichterungen erwarte er erst in drei Monaten, Ende Juni, wenn ausreichend Menschen immunisiert seien und wenn nichts dazwischenkomme. „Wir gehen mit enorm hohen Zahlen in den Frühling.“ Die Lage sei daher ganz anders als im Vorjahr.

Am Donnerstag lag die Sieben-Tage-Inzidenz in Salzburg bei 291 und damit sogar teilweise höher als in Niederösterreich (287) und dem Burgenland (277). Von den drei Bundesländern, die in den Oster-Lockdown gehen, weist nur Wien (300) derzeit einen höheren Wert als Salzburg auf.

Steigende Zahlen nach Lockdown-Ende
„Eher spät und eher kurz“ - so beurteilte Virologin von Laer im APA-Gespräch die Maßnahmen inklusive Kurzzeit-Lockdown für die Ostregion zu Ostern. Es sei zu hoffen, dass die Menschen bereits in der Woche bis Ostern die Warnungen ernst nehmen und sich entsprechend verhalten. Nach der geplanten Aufhebung des Lockdowns sei aber davon auszugehen, dass die Zahlen wieder ansteigen und man auch in den Intensivstationen der Krankenhäuser wieder an die Kapazitätsgrenzen gelange.

Durchhalten bis zur Durchimpfung
Sollten Maßnahmen wie die auf alle Innenräume ausgeweitete FFP2-Maskenpflicht sowie die Betriebstestungen eingehalten werden, könne man vielleicht mit Glück auch „bis Ende Mai durchkommen“, so von Laer. Denn bis dahin würden wohl die Impfungen signifikant fortgeschritten sein und wirklich die Normalität sich wieder Bahn brechen.

Nicht aus dem Schneider sah von Laer auch die übrigen Bundesländer. Denn auch dort würden die Infektionszahlen wegen der Briten-Mutante derzeit steigen. Schließlich wisse man auch, dass sich die Infektionen auf den Intensivstationen gewöhnlich mit einer Verzögerung von drei bis vier Wochen bemerkbar machen. Dass ähnliche Maßnahmen wie im Osten notwendig werden, hielt von Laer für „nicht unwahrscheinlich“.

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