Naturjuwel in Koblach

Eine mittelalterliche Insel im Ried

Vorarlberg
06.03.2021 11:55

Auf dem Schlosshügel in Koblach stand einst eine der mächtigsten und größten Burganlagen des Landes. Auf einer Wanderung durch das Ried dorthin lassen sich aber auch Naturjuwele entdecken.

er auf der A14 auf Höhe Koblach unterwegs ist, hat sie vielleicht schon gesehen - die Ruinen einer einst mächtigen Burg, die zwischen Baumstämmen am Schlossberg emporragen. Im Sommer sind die Überreste des historischen Gebäudes abgeschirmt vom üppigen Blätterdach der Bäume. Aber im Winter und in den Übergangszeiten, wenn die Landschaft nackt und kahl wirkt, sind die Umrisse der Ruine schemenhaft auszumachen, wie ein Geist aus vergangenen Tagen. Auch der Schlosshügel selbst ist ein besonderer Ort - nämlich ein Zeugnis für die Entstehung der Alpen vor Millionen von Jahren, als die Erde in Bewegung war und es zu Verschiebungen, Faltenbildungen und Abbrüchen der Erdoberfläche kam. Der Kumma und der Schlosswaldhügel sind Teil einer solchen Falte, die vom Hohen Kasten bis zur Hohen Kugel verläuft.

Bis vor rund 12.000 Jahren reichte der Bodensee bis über das Gebiet des Kumma hinaus zum schweizerischen Walensee. Der Schlosswaldhügel dürfte damals wie eine Insel aus dem Wasser geragt haben. Es gibt Hinweise, dass bereits um etwa 1800 vor Christus am und um den Hügel Menschen gelebt haben. Die archäologischen Zeugnisse hierfür sind im Museum für Urgeschichte in Koblach ausgestellt. Zur Römerzeit befand sich auf dem besagten Gebiet eine Siedlung, schon damals führte eine Straße daran vorbei.

Mittelalterliche Ruine

Dieser spezielle Platz hat also schon immer Menschen angezogen. Heute noch sichtbarer Zeuge einer längst vergangenen Zeit ist die mittelalterliche Ruine auf dem Schlosswaldhügel. Erbaut wurde die Neuburg wahrscheinlich im zweiten Drittel des 12. Jahrhunderts als welfischer Besitz. Um 1152 wurde das Gebäude erstmals urkundlich erwähnt. Ab etwa 1268 stand sie unter der Herrschaft der Familie der Reichsritter Thumb von Neuburg. Die Inhaber der Feste kontrollierten die gesamte Talhälfte auf der rechten Seite des Rheins mitsamt den dazugehörige Verkehrswegen. Könnten die alten Mauern sprechen, sie hätten garantiert viel zu erzählen: über das tägliche Leben der Bewohner, über Scharmützel und schwere Gefechte.

Während der Appenzellerkriege gelangte die Neuburg zwar in Besitz des Bundes ob dem See, doch im Gegensatz zu vielen anderen Festen im Land wurde sie nicht zerstört. Nach der Eroberung von Bregenz 1647 durch die Schweden wurde die von nur einem Soldaten bewachte Neuburg kampflos eingenommen. Schwedische Soldaten richteten sich dort ein Quartier ein. Es wurde versucht die Burg zurückzuerobern, allerdings erfolglos - beim Belagerungskampf wurde die Neuburg zudem beschädigt. Als die schwedischen Truppen schließlich wieder abzogen, begannen Reparaturarbeiten am Gebäude, die 1651 abgeschlossen waren. 1744 wurde die Neuburg aus der Nutzung genommen und im Jahr 1769 begannen die Abbrucharbeiten. Seitdem ist das Gebäude eine Ruine. 

Artenreiche Flora in Koblacher Ried

Wer sich auf die Spuren der Vergangenheit begeben möchte, nimmt am besten den Landbus 57 in Koblach bis zur Haltestelle Birken. Hier wird einmal die Straße gequert, und es geht auf ebenem Pfad durch das Koblacher Ried. Auf den Streuwiesen wachsen im Sommer bis zu 300 verschiedene Pflanzenarten. Viele davon sind selten oder gelten gar als gefährdet. Auch zahlreiche Schmetterlinge, Libellen, Vögel und andere Kleintiere leben auf dem Areal.

Von weithin sichtbar erhebt sich der Schlosshügel auch heute noch wie eine Insel aus dem Koblacher Ried. Auf der markanten Erhebung gedeiht ein vielfältiger Laubwald mit wärmeliebenden Baumarten - darunter Hainbuchen, Feldahorne, Sommerlinden und Eiben. Der Weg führt den Fußgänger entweder linker oder rechter Seite um den Hügel, schmale Waldpfade zweigen ab und leiten einen direkt zur Ruine Neuburg empor. Der aufmerksame Wanderer wird bemerken, dass sich zwischen kahlen Bäumen und dem abgestorbenen Laub des Vorjahres bereits neues Leben regt. Die ersten Frühlingsboten recken ihre farbenfrohen Blütenköpfe der Sonne entgegen. Dazu zählen das krautige, ausdauernde Leberblümchen mit seinen lilafarbenen Blüten und der Märzenbecher - auch Frühlingsknotenblume genannt - mit seinem weißen, glockenförmigem Blütenkopf. Auch der Hirschzungenfarn hat bereits neue, frisch grüne Blätter entrollt. Diese Art bevorzugt Steilhänge mit Eschen, Ahorn und Linden als dominante Baumarten.

So lassen sich am Schlusshügel sowohl ein Fenster in die Vergangenheit als auch kleine Naturjuwele entdecken. Nach einer Erkundungstour kann man entweder denselben Weg retour wählen oder aber bis zur Haltestelle Herrschaftswiesen marschieren.

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