Not macht erfinderisch

Mit Schummeln geht das Fasten leichter

Leben
22.02.2021 10:03

„Fürderhin ist es verboten, ein Spanferkel in den Klosterbrunn zu schmeißen und es hernach als Wassertier zu essen." Derart streng musste im 15. Jahrhundert die geistliche Obrigkeit einschreiten, um die Mönche der Benediktinerklöster zum ordentlichen Fasten anzuhalten.

Das Konzil von Konstanz (1414 bis 1418) hatte bestimmt, dass an den 40 Tagen vor Ostern zwar jegliches Fleisch verboten war. Erlaubt blieben dagegen Fische und „alles, was im Wasser lebt“. Kurzerhand wurden daher Lämmer, Schweine und sogar Hirsche in Teiche oder Zisternen getrieben und anschließend guten Gewissens aufgetischt.

„Ich taufe dich als Karpfen“
Die braven Christen taten sich eben immer wieder schwer mit dem Verzicht. Weshalb der Blick in alte Chroniken eine amüsante Liste anFASTEN-TRICKSzutage fördert. Manche Äbte legten ein gebratenes Huhn auf den Tisch, besprühten es mit Weihwasser und sprachen feierlich: „Ich taufe dich als Karpfen.“ Die schwäbische Nationalspeise Maultaschen entspringt einer besonders dreisten Schummel-Idee, denn da wird die Fleischfüllung unter einer Teighülle versteckt, damit der liebe Gott sie nicht sieht. Das Ravioli-artige Gericht heißt deshalb auch „Herrgottsbscheißerle“.

Der österreichische Beitrag zur Fastentradition sind die süßen Hauptspeisen - fleischlos, aber alles andere als asketisch. Gerichte wie Marillenknödel, Kaiserschmarren, Buchteln, warmer Apfelstrudel oder Mohnnudeln halfen ab dem 18. Jahrhundert dem Adel und reichen Bürgertum, möglichst angenehm über die angeblich kargen Wochen zu kommen.

Kronen Zeitung

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(Bild: kmm)



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