Nach ihrem ersten knapp bemessenen Auftritt zu Beginn des Untersuchungsausschuss musste sich die Ex-Vorständin am Donnerstag ein zweites Mal den Fragen des Verfahrensrichters und der Fraktionen stellen. Mit einem verbalen Hoppala ließ FPÖ-Klubobmann Alexander Petschnig aufhorchen. Versehentlich sprach er Klikovits mit „Frau Pucher“ an. Nach einer raschen Entschuldigung ging es ernsthaft weiter. Die im Millionen-Desaster mitbeschuldigte Zeugin schilderte, wie sie mit 19 Jahren in der Bank zu arbeiten begonnen hatte, zuerst am Schalter, erst ab 1997 im Vorstand. An die erste Malversation kann sie sich nur noch dunkel erinnern. Ende der 1980er- oder Anfang der 1990er-Jahre habe Pucher ihr aufgetragen, einen Kontoauszug „anders darzustellen“.
„Ich habe mir nichts dabei gedacht“, erzählte Klikovits. Danach wurden die Fälschungen immer mehr. „In den 1990er-Jahren war schon klar, dass es keinen Weg zurück gibt“, so Klikovits. Am Ende waren laut der Ex-Vorständin rund 50 Prozent der Kredite ein Fake. Bei den Interbankveranlagungen waren zwischen 95 und 98 Prozent gefälscht, bei den Kundeneinlagen, die ausgebucht wurden, ungefähr zehn Prozent.
Es gab sogar reale Kunden, die – ohne es zu ahnen – fingierte Konten und Fake-Kredite hatten. „Jede offizielle Prüfung der Bilanzen war ein Risiko“, gab die Ex-Vorständin zu. „Hatten Landespolitiker die Bank beeinflusst?“, lautete eine der letzten Fragen. „Nein“, war die Antwort. Schlusspunkt: „Pucher und ich haben gemeinsam am frühen Nachmittag des 14. Juli Selbstanzeige bei der Finanzmarktaufsicht erstattet“, teilte Klikovits mit: „Seit den 1990er-Jahren haben wir gekämpft, damit kein Kunde geschädigt wird“, betonte Klikovits. Die ganze Zeit habe sie die Hoffnung nie verlassen, dass jene Umweltpatente, auf die Pucher gesetzt und seine geschäftliche Zukunft aufgebaut hatte, von Erfolg gekrönt seien. Tatsächlich geblieben sind tausende enttäuschte Kunden und hunderte verschwundene Millionen.
Karl Grammer, Kronen Zeitung
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