„Adieu, Samuel“

Frankreich nahm Abschied von ermordetem Lehrer

Ausland
21.10.2020 22:08

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat bei einer emotionalen Gedenkfeier für den brutal ermordeten Lehrer Samuel Paty zur Verteidigung der Freiheit aufgerufen. „Wir werden nicht auf Karikaturen und Zeichnungen verzichten“, sagte Macron am Mittwochabend mit Blick auf die Mohammed-Karikaturen, die weltweit Kontroversen ausgelöst hatten. „Wir machen weiter, (Herr) Lehrer!“

Der 47 Jahre alte Paty sei das Opfer einer tödlichen Verschwörung, von Dummheit, Lüge und Hass auf andere geworden, sagte Macron. Paty war am Freitag Ermittlern zufolge von einem 18-Jährigen attackiert und getötet worden. Die Leiche des Lehrers wurde enthauptet aufgefunden. Der Angreifer mit tschetschenischen Wurzeln wurde von Polizisten erschossen.

„Wir alle haben Erinnerung in unserem Herzen“
Macron verurteilte die „Feiglinge“, die Patys Namen an „Barbaren“ ausgeliefert hätten. Der Staatschef nahm in sehr persönlicher Weise Abschied von dem Pädagogen.

„Wir alle haben in unseren Herzen (...) die Erinnerung an einen Lehrer verankert, der unseren Lebensweg verändert hat. Sie wissen schon, dieser Lehrer, der uns das Lesen, Zählen und Vertrauen in uns selbst beigebracht hat. Dieser Lehrer, der uns nicht nur unterrichtete, sondern uns einen Weg, ein Buch, einen Blick, einen Moment des Nachdenkens eröffnete, Samuel Paty war einer dieser Lehrer“, sagte er.

Mord löste landesweites Entsetzen aus
Das Verbrechen in einem Pariser Vorort hatte im ganzen Land Entsetzen ausgelöst. Am Wochenende waren Zehntausende auf die Straße gegangen, um sich solidarisch zu zeigen. Ermittler gehen davon aus, dass Paty ermordet wurde, weil er im Unterricht Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt hatte. Macron hatte direkt nach der Tat von einem islamistischen Terrorakt gesprochen.

Anti-Terror-Staatsanwalt Jean-François Ricard teilte mit, dass nach dem Verbrechen 16 Menschen in Polizeigewahrsam genommen wurden. Neun von ihnen wurden wieder freigelassen. Gegen die restlichen sieben gebe es schwere Vorwürfe, unter anderem wegen Beihilfe zu einem Mord mit Terrorhintergrund.

Vorwürfe gibt es auch gegen zwei Minderjährige im Alter von 14 und 15 Jahren. „Die Untersuchung ergab, dass der Täter zwar den Familiennamen des Lehrers, den Namen der Schule und ihren Standort hatte, aber den Lehrer nicht identifizieren konnte“, sagte Ricard. Die Minderjährigen hätten den Lehrer Paty dann gegen Geld identifiziert.

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