Am Tag des Anschlags
Hetzender Vater und Attentäter standen in Kontakt
Mit wem stand der 18-jährige Attentäter von Conflans-Sainte-Honorine vor und nach seiner Horrortat in Kontakt? Dieser Frage gehen derzeit die französischen Ermittler nach und haben bereits Brisantes entdeckt. Der Killer und jener Vater einer Schülerin des enthaupteten Geschichtslehrers, der in einem Hetzvideo zu einer „gemeinsamen Aktion“ der Muslime gegen Samuel Paty aufrief, hatten am Tag des Anschlags einander WhatsApp-Nachrichten geschickt.
Der Vater der Schülerin hatte sich rund eine Woche vor dem Anschlag auf der Online-Plattform Facebook darüber beschwert, dass der Lehrer seinen Schülern Nackt-Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt habe. In einer Botschaft begleitet von einem Video rief er zu einem Vorgehen gegen den Geschichtslehrer auf und hinterließ auch seine Telefonnummer. Die Tochter des Mannes besuchte den Angaben zufolge die achte Klasse der Schule in Conflans-Sainte-Honorine, an der der enthauptete Lehrer unterrichtet hatte. Sie soll an dem Tag, als der Lehrer seinen Schülern Mohammed-Karikaturen zeigte, jedoch laut jüngsten Informationen gar nicht am Unterricht teilgenommen haben.
Halbschwester des Hetzers zog für IS in den Krieg
In einem zweiten Video trat der Vater gemeinsam mit einem islamistischen Aktivisten auf. Die Halbschwester des Vaters soll nach Angaben der Staatsanwaltschaft für die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat nach Syrien gegangen sein.
Kampf gegen „Feinde der Republik“
Präsident Emmanuel Macron kündigte am Dienstagabend an, verstärkt gegen den „radikalen Islam“ vorzugehen. Die Polizei ging nach der Ermordung des Lehrers am vergangenen Freitag in Dutzenden Einsätzen gegen 51 Menschen und Vereinigungen vor, die mutmaßlich dem islamistischen Spektrum nahestehen. All diese Islamisten stünden „nicht unbedingt in Verbindung“ mit dem Mord an dem Lehrer, sagte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin. Die Einsätze zielten vielmehr darauf ab, „eine Botschaft zu vermitteln: nicht eine Minute Aufschub für die Feinde der Republik“.
Das französische Innenministerium verkündete auch die Schließung einer Moschee im Pariser Vorort Pantin. Dem Imam der Moschee warf der Innenminister vor, das Opfer bedroht und die Adresse seiner Schule veröffentlicht zu haben. Die Moschee soll nach Angaben des Innenministeriums ab Mittwochabend sechs Monate lang geschlossen bleiben.
Unter den 16 Menschen in Polizeigewahrsam befinden sich nach Angaben der Behörden Familienangehörige des Täters sowie fünf Schüler aus Conflans-Sainte-Honorine, wo das Opfer als Geschichtslehrer gearbeitet hatte. Ermittlerkreisen zufolge stehen einer oder mehrere Schüler im Verdacht, dem 18-jährigen Täter tschetschenischer Herkunft Hinweise auf das Opfer gegeben zu haben, möglicherweise gegen Geld.
Derweil wurden mehrere Gedenkfeiern zu Ehren des Opfers angekündigt. Am Mittwoch findet eine nationale Gedenkfeier in Anwesenheit von Präsident Macron in Paris statt. Frankreichs Bildungsminister Jean-Michel Blanquer kündigte eine posthume Auszeichnung des Lehrers mit dem Orden der Ehrenlegion an.
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