Birgit Hebein im Talk:

„Ich borge mir immer wieder mal Autos aus“

Wien
08.09.2020 06:00

Schöne Gespräche an schiachen Orten - heute mit Stadt-Vize Birgit Hebein (Grüne).

„Krone“: Frau Vizebürgermeisterin, wir wollten von allen Spitzenkandidaten wissen, welcher Ort in Wien für sie der hässlichste ist. Sie haben uns in die Gumpendorfer Straße im 6. Bezirk geladen. Was haben Sie denn hier auszusetzen?
Birgit Hebein: Niemand hört es gerne, er wohnt oder arbeitet am hässlichsten Ort von Wien. Insofern ist es mir wichtig, dass man sagt, es gibt Plätze, wo man die Lebensqualität verbessern muss. Die Gumpendorfer Straße ist eine Durchzugsstraße, niemand hält sich an Tempo 30, es gibt keine Bäume. Das wollen wir ändern.

Wie genau?
Indem wir die Straße in einigen Abschnitten zur Begegnungszone machen und Bäume pflanzen. Ein Zeitplan steht aber noch nicht.

Thema Fahrzeuge: Sie haben bekanntlich den Traktorführerschein. Andere auch?
Ja. Ich habe ebenso den Motorrad- sowie den Autoführerschein.

Wie viele Autos haben Sie jemals in Ihrem Leben besessen, und wie oft fahren Sie mit dem Auto?
Besessen habe ich noch nie eines. Aber ich borge mir immer wieder Autos von der Familie oder Bekannten aus - etwa für größere Besorgungen im Baumarkt. Meinen Dienstwagen als Politikerin nutze ich nur ganz selten.

Zu Corona: Ab Jänner soll es eine Impfung geben. Lassen Sie sich impfen, sobald das möglich ist?
Ja. Natürlich.

Lassen Sie auch Ihre beiden Söhne impfen?
Die sind schon alt genug, um das selbst zu entscheiden. Generell ist mir wichtig, dass die Impfung freiwillig ist und nicht auf Zwang basiert.

Sind Sie Veganerin, Vegetarierin oder Fleischtigerin?
Ich esse ein- bis zweimal in der Woche Fleisch. Ich habe da keine Vorurteile.

Zitat Icon

Ich wohne im 15. Bezirk. Irgendwann möchte ich Hunde haben. Jetzt ist das leider nur schwer möglich.

Tierliebhaberin Birgit Hebein

Laut Wikipedia sind Sie Schriftführerin eines kommunistischen Jugendvereins, der offenbar auch keinerlei Probleme mit Enteignungen hat.
(lacht) Die Freie Österreichische Jugend ist ein Chor, ein Gesangsverein, in dem wir Widerstandslieder singen. Dort sind hauptsächlich Alt-68er, die sich längst vom Kommunismus losgesagt haben. Das Durchschnittsalter ist über 70.

Wie oft haben Sie heuer im umstrittenen Gürtelpool geplantscht?
Ich war nie dort baden. Aber ich konnte in diesem Sommer ohnehin nur ein einziges Mal schwimmen gehen.

Sie sagen, der Klimawandel ist menschengemacht und stellt eine der größten Bedrohungen für die Menschheit dar. Richtig?
Voll und ganz.

Wir sind fast acht Milliarden Menschen auf der Welt und verbrauchen jetzt schon viel zu viele Ressourcen. Wir leben auf Pump. Aber die Bevölkerung wächst weiter. Wie viele Personen verträgt unser Planet (noch), damit er nicht kollabiert?
Die Frage darf sich in dieser Art einfach nicht stellen.

Wieso nicht? Wenn die Biosphäre kippt, ist es mit uns vorbei. Gerade eine Umweltpartei sollte sich darüber ernsthaft Gedanken machen.
Mir ist wichtig, dass alle Menschen auf der Welt gut leben können.

Glauben Sie, dass alle Lebewesen auf Erden den gleichen Stellenwert haben? Oder hat der Mensch eine Sonderstellung, ist höher als andere?I
ch liebe Tiere. Ich bin mit Tieren, Kühen und Pferden auf der Alm aufgewachsen. Aber der Mensch ist schon etwas Besonderes.

Zurück in die Stadt: Würden Sie gerne Wiener Bürgermeisterin werden?
Irgendwann mal. Ja. Warum nicht? Jetzt geht es aber um die Wahl am 11. Oktober.

Sie wollen den Wiener Polizisten ihre Dienstpistole wegnehmen. Hatten Sie mal Probleme mit der Polizei?
Nein. Aber in anderen Ländern wie Großbritannien tragen Verkehrspolizisten auch keine Schusswaffen. Es gibt hier die 3-D-Devise: Dialog, Deeskalieren, Durchgreifen. Das Aus für die Schusswaffe bei Verkehrspolizisten ist eine grüne Forderung, sie hat für mich aber keine Priorität.

Sie haben sich die Ausschreitungen in Favoriten vor Ort angesehen. Türkische Wolfsgruß-Faschisten haben Jagd auf Kurden gemacht. Was kann die Gesellschaft, was kann die Stadt gegen diese radikalen Elemente tun?
Faschisten aller Art haben in unserer Stadt keinen Platz. Das ist ein Sicherheitsproblem, aber auch ein soziales Problem. Das sind Jugendliche, die keine Ausbildung und keine Perspektive haben. Da muss man auch Geld in die Hand nehmen, um gegenzusteuern.

Apropos Geld: Wofür geben Sie privat Geld aus?
Für die Familie, für Pflanzen und Bücher.

Verraten Sie uns zwei Ihrer liebsten Hobbys.
Holzhacken und Tarockieren (Kartenspiel, Anm.).

Wo haben Sie zuletzt Ihren Urlaub verbracht?
Im Kaffeehaus in Wien und auf der Alm in Kärnten.

„Krone“-Leser beklagen oft: In der Stadt wird jeder Fleck zubetoniert, die Böden werden versiegelt, Grünraum verschwindet. Als Chefin einer Öko-Partei müssten alle Alarmglocken klingen.
Wir bauen Wohnungen, weil Wien wächst. Dass angeblich so viel Boden in Wien versiegelt werde, täuscht jedoch. Seit 2015 ist das gewidmete Grünland um 28 Hektar gewachsen.

Zitat Icon

Im Gürtelpool war ich selbst kein einziges Mal baden. Der wurde ja auch nicht für mich errichtet. Generell war ich in diesem Sommer aus Zeitgründen überhaupt nur einmal schwimmen.

Hebein über Pools und Baden

Schlussfrage. Als gebürtige Kärntnerin, die seit 30 Jahren in Wien lebt: Wenn der VSV gegen die Capitals aufläuft, zu wem halten Sie?
(lacht) Ich habe mit Eishockey nicht so viel am Hut. In der Nähe meines Heimatdorfes gab es eine Skisprungschanze. Ich bin Skisprung-Fan.

Lesen Sie demnächst: Welchen hässlichen Ort Gernot Blümel umgestalten möchte. Zum Auftakt der Interview-Serie zur Wien-Wahl sprach „Krone“-Wien-Ressortleiter Michael Pommer mit Bürgermeister Michael Ludwig. FPÖ-Spitzenkandidat Dominik Nepp zeigte dann „Krone“-Redakteurin Maida Dedagić seinen schiachsten Platz in Wien.

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