Nachfrage hält an

Bauern könnten die Gewinner der Krise bleiben

Tirol
09.08.2020 10:00
Ähnlich wie Mitarbeiter in der Pflege haben die Bauern in der Zeit der Quarantäne einen saftigen Schub an Wertschätzung erlebt. Dementsprechend fanden auch die Produkte der Direktvermarkter beim Privatkunden reißenden Absatz. Die Bauern waren allerdings gespannt, ob dieser Samen permanente Früchte hervorbringt oder das Pflänzchen nur einjährig ist. Die „Krone“ fragte nach.

Sie sind eher geneigt zu jammern, unsere Bauern. Doch in der Hochzeit der Corona-Pandemie fiel man auf die Butterseite. Die direktvermarktenden Landwirte wurden in der Quarantänezeit sogar als systemrelevant eingestuft und konnten ihre Produkte über die Gemeindegrenzen liefern. Nahezu jeder berichtete von einer steigenden Nachfrage, die plötzlich coronagedüngt aus dem Boden schoss - ausgenommen natürlich jene, die den Tourismus beliefern. Auch die „Krone“ berichtete ausführlich. Aber fast jeder schloss mit dem Satz: „Schau mar mal, wie lange das alles anhält.“ Die „Tiroler Krone“ hat sich das vier Monate später angeschaut.

„Lebensmittelpunkt“ mit 300% Umsatzsteigerung
Zur Drehscheibe der Vermarktung bäuerlicher Köstlichkeiten im Raum Imst sollte ein Raum in der Kramergasse werden. Vor rund einem Jahr gründete ein Team um Gottfried Mair vom Ökozentrum und Vereinsobfrau Evelyn Gabl eine „Foodcoop“ mit dem genial doppelsinnigen Namen „Lebensmittelpunkt“. Das System ist einfach: Konsumenten – sie müssen Vereinsmitglieder sein – bestellen online aus der Palette von mittlerweile 280 Produkten bis Montag Abend, am Donnerstag und Freitag kann abgeholt werden. Weniger simpel ist die Abwicklung. „Der gesamte Kreislauf wird über eine Handy-App gemanagt“, berichtet Mair, „ältere Menschen scheuen sich oft davor. Aber mit mittlerweile 80 Mitgliedern wachsen wir stetig“. Seit der Coronazeit, in der der Umsatz um rund 300 Prozent angestiegen sei, habe man viele junge Kunden dazugewonnen. Der Mehrumsatz habe sich nun auf rund 150 Prozent eingependelt.

Bauern bestätigen Plus in Verkauf und Ansehen
„Ja, der Trend hält an“, sagt auch Carolin Grabner-Hanni vom Steirerhof in Mieming, „auch Urlaubsgäste interessieren sich stärker für unsere Produkte.“ Landwirt Emil Rauch aus Roppen sieht auch einen Sinneswandel in der Bevölkerung: „Die Wertschätzung uns gegenüber ist in meiner Wahrnehmung deutlich gestiegen.“ Josef Glatzl aus Haiming berichtet von vermehrtem Interesse an seinen Produkten von Kollegen, die in der Direktvermarktung nun neu starten. Michael Hölzl von der LK Tirol: „Wir sehen seit Jahren einen Aufwärtstrend, dieser wurde durch die Krise weiter verstärkt.“ Der Boom sei etwas abgeflacht, tirolweit sehe man aber ein höheres Niveau als vorher. Auch eine Boku-Umfrage belegt: Für 90% der Österreicher ist der Fortbestand der heimischen Bauern aktuell wichtiger als vor Covid 19.

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