Präsident erkrankt

Genesungswünsche und auch Kritik an Bolsonaro

Ausland
08.07.2020 10:39

Nach Jair Bolsonaros positivem Corona-Test haben nicht nur Genesungswünsche den brasilianischen Präsidenten erreicht - auch Kritik an seiner Gesundheitspolitik wurde laut. Bolsonaro hatte sich wiederholt gegen Schutzmaßnahmen wie die Maskenpflicht gewehrt, Abstandsregeln missachtet, Massenaufläufe ausgelöst und Covid-19 als „kleine Grippe“ abgetan. Nun ist er selbst an der Lungenkrankheit Covid-19 erkrankt. Indes stieg die Zahl der Corona-Toten im größten Land Lateinamerikas binnen 24 Stunden um 1254 - der höchste Wert vergangener Wochen.

US-Präsident Donald Trump wünschte Bolsonaro am Dienstag (Ortszeit) eine „rasche Besserung“. Der Leiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, sagte, er hoffe, „dass es ihm gut geht und er sich schnell erholt“. Auch mehrere brasilianische Gouverneure schickten Genesungswünsche in die Hauptstadt Brasilia.

Viele Krankenhäuser haben Belastungsgrenze erreicht
Der frühere Ressortchef Luiz Henrique Mandetta wünschte Bolsonaro ebenfalls gute Besserung, erinnert jedoch auch an Tausende andere Patienten und deren eventuell nicht so privilegierte medizinische Versorgung: „Ich hoffe aber auch, dass er über all die Menschen nachdenkt, die nicht sofort Zugang zu Magnetresonanztomografie, Privatärzten und einem reservierten Bett auf einer Intensivstation haben“, sagte er dem Fernsehsender Globo News. Tatsächlich haben wegen der hohen Fallzahlen viele Krankenhäuser ihre Belastungsgrenze bereits erreicht.

Video: Bolsonaro an Corona erkrankt:

„Ich wünsche allen gute Besserung, auch Bolsonaro“
„Es tut mir leid für die 1,6 Millionen Infizierten, dass wir den schlechtesten Krisenmanager der Welt haben“, sagte der Oppositionspolitiker und ehemalige Präsidentschaftskandidat der linken Arbeiterpartei, Fernando Haddad. „Ich wünsche allen gute Besserung, auch Bolsonaro.“

Bolsonaro hatte am Dienstag nach einem Test in einem Militärkrankenhaus persönlich mitgeteilt, sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben. Er habe Fieber und Gliederschmerzen gehabt, fühle sich aber bereits wieder besser. Er wolle nun das umstrittene Mittel Hydroxychloroquin einnehmen, dessen Wirksamkeit gegen die Lungenerkrankung Covid-19 bisher nicht bewiesen ist.

Die brasilianische Regierung hat die Pandemie von Anfang an heruntergespielt. Im Streit um die richtige Corona-Strategie hatten zuletzt zwei Gesundheitsminister das Handtuch geworfen. Nun will Bolsonaro in seiner Residenz in Brasilia bleiben und Amtsgeschäfte per Videokonferenz führen.

Für diese Woche geplante Reisen nach Bahia und Minas Gerais habe er abgesagt. Nach seinem positiven Corona-Test ließen sich mindestens zehn Minister seines Kabinetts ebenfalls auf das Virus untersuchen.

Bereits 66.741 Corona-Todesopfer in Brasilien
Brasilien ist neben den USA derzeit einer der Brennpunkte der Corona-Pandemie. Bisher haben sich in dem lateinamerikanischen Land 1,6 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert, 66.741 Patienten sind im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Experten gehen davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen noch deutlich höher liegen, da in Brasilien nur recht wenig getestet wird.

Zwar haben eine Reihe von Bundesstaaten und Städten auf eigene Faust Schutzmaßnahmen ergriffen, allerdings werden die Einschränkungen an vielen Orten bereits wieder gelockert. In der Millionenmetropole Rio de Janeiro etwa öffneten Restaurants und Bars wieder. Auf der Strandpromenade an der Copacabana tummelten sich zuletzt bereits wieder zahlreiche Menschen.

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