Volkskultur

Glocken in Rom, die Orgeln haben Pause

Kärnten
05.04.2020 12:15

Nach dem fröhlichen Palmsonntag beginnt die traurige, stille Karwoche. Selbst die Glocken fliegen nach Rom, die Orgeln verstummen; samt Holzwürmern und kurzer, zinnsparender Oktav.

Für jede Orgel in unserem Gebiet gibt es zwei Gefahrenquellen: erstens den Holzwurm, zweitens die Organisten“, so der diözesane Orgelkommissionsleiter Wolfgang Benedikt in der Broschüre „Kirchenorgeln“, welche die Pressestelle der Katholischen Kirche Kärntens herausgegeben hat.

Zu hören sind die seit etwa sechs Jahrhunderten untrennbar mit der Liturgie verbundenen Instrumente in der Pandemie-Zeit nur bei im Internet übertragenen Gottesdiensten, aber am Gründonnerstag nach dem Gloria verstummen die Orgeln ebenso wie die Glocken; letztere sollen ja, so der Volksmund, nach Rom fliegen. Erst in der Osternacht zum Gloria erklingen Glocken und Orgeln wieder zur Ehre des Herrn und als Ausdruck der Freude.

Am längsten macht dies die Orgel der Kirche Maria Dorn in Bad Eisenkappel: Sie gilt als älteste erhaltene Orgel Kärntens, stammt aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts und hat ein für unser Bundesland einzigartiges buntes Gehäuse. Im Dom zu Klagenfurt kann Domorganist Klaus Kuchling auf der Empore die große, opulente Mathisorgel spielen oder im Altarraum die lyrisch klingende Marienorgel. In der Marienkapelle steht zudem eine kleine Truhenorgel.

Die größte Orgel Kärntens befindet sich in der Klagenfurter Kirche St. Egid und hat 57 Register sowie gut 4000 Pfeifen, die teils wenige Millimeter, teils mehrere Meter groß sind. Als herausragend gilt das Instrument von Obervellach: 1700 wurde die damals größte Barockorgel Kärntens (1238 Pfeifen, 20 Register) mit den großen Flügeltüren erbaut – sie zeigen David mit der Harfe und Cäcilia, die Patronin der Kirchenmusik, an einer Orgel. 

Eine „kurze Oktav“ hat neben anderen Instrumenten auch die Orgel der Stiftskirche St. Georgen am Längsee: Bei der untersten Oktav wurden vier Töne, die in der Orgelliteratur selten notwendig waren, weggelassen. So wurden Pfeifen und damit teures Zinn gespart. Noch einmal zurück zum eingangs erwähnten Holzwurm: Der mag die Höhe nicht. Die Barockorgel im 1100 Meter hoch liegenden Zedlitzdorf im oberen Gurktal blieb daher verschont.

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