Größer als angenommen

Neonazis führten deutschlandweite „Todesliste“

Ausland
06.07.2019 08:58

Die rechtsextremistische Gruppe Nordkreuz dürfte nicht nur in ihrem direkten Umfeld, sondern in ganz Deutschland politisch motivierte Morde geplant haben. Neuesten Ermittlungen zufolge sammelte das Netzwerk bundesweit Namen und Adressen von Gegnern für seine „Todeslisten“. Mit Süd- und Westkreuz soll die Gruppierung zudem über mindestens zwei weitere Ableger verfügen.

Das berichteten die Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland am Samstag unter Verweis auf Vernehmungsprotokolle des Bundeskriminalamtes.

Bundesweit Personendaten gesammelt
Demnach geht die Bundesanwaltschaft davon aus, dass die Rechtsextremisten aus Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg nicht nur Personendaten aus ihren Regionen sammelten. In Akten und auf elektronischen Datenträgern, die bei Durchsuchungen von Nordkreuz-Mitgliedern im August 2017 und April 2018 in Mecklenburg-Vorpommern sichergestellt wurden, sind Namen und Adressen von fast 25.000 politischen Gegnern aus dem gesamten Bundesgebiet verzeichnet.

Dem Bericht nach hat Nordkreuz überwiegend Daten von Personen aus dem linken politischen Spektrum gesammelt. Die meisten von ihnen hätten sich positiv über Geflüchtete und Asylsuchende geäußert. Bisher war angenommen worden, Nordkreuz habe sich auf Personen im direkten Umfeld seiner gut 30 Angehörigen beschränkt.

Mindestens zwei weitere Ableger
Laut den Angaben verfügt Nordkreuz zudem über mindestens zwei weitere Ableger: Südkreuz und Westkreuz. Auch in und um Berlin soll eine Unterstützergruppe tätig sein. Südkreuz und Westkreuz verfügen nach bisherigen Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden über keine eigenen Listen.

Gezielte Liquidierungen geplant
Nach Einschätzung von Ermittlern planten die Rechtsextremisten, politische Gegner gezielt zu töten. Diesen Verdacht hätten zwei Vernehmungen eines der Nordkreuz-Angehörigen durch das Bundeskriminalamt erhärtet. So habe Horst S., ehemals Vizechef im Bundeswehr-Reservistenverband Mecklenburg-Vorpommern, ausgesagt, die Listen mit „linken Persönlichkeiten“ hätten dem Ziel gedient, diese „im Konfliktfall“ zu liquidieren.

Passierscheine für den „Tag X“
Ein weiteres Nordkreuz-Mitglied, der Rostocker Rechtsanwalt Jan Hendrik H., plante den Vernehmungsprotokollen zufolge seine Kameraden ab dem „Tag X“ mit Passierscheinen auszustatten, um schneller in die „Einsatzgebiete“ für die anvisierten Liquidierungen zu kommen. Die Passierscheine sollten mit Stempeln und auf Kopfbögen der deutschen Bundeswehr ausgestellt werden.

Verdächtige sollen Munition und Waffen gehortet haben
Der Nordkreuz-Gründer, der SEK-Beamte Marko G., sitzt seit Mitte Juni in Untersuchungshaft. Zusammen mit drei weiteren Polizisten soll er Munition aus Polizeibeständen entwendet und Tausende Patronen gehortet haben. Eine bei Marko G. sichergestellte Maschinenpistole vom Typ Uzi stammte jedoch nicht aus Beständen des Landeskriminalamts, sondern der Bundeswehr, wie das Redaktionsnetzwerk von Ermittlern erfuhr.

Demnach führt das Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern keine Waffen dieses Typs in seinem Bestand. Die Uzi soll vor etwa 15 Jahren aus Beständen der Truppe gestohlen worden sein.

Seit 2017 im Visier der Behörden
Die Bundesanwaltschaft ermittelt seit August 2017 gegen Mitglieder des Netzwerks wegen des Verdachts der Vorbereitung einer terroristischen Straftat.
Laut n-tv sollen der Gruppe rund 30 sogenannte Prepper angehören, also Personen, die sich mit Vorräten eindecken und auf einen gesellschaftlichen Kollaps vorbereiten.

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