Bizarrer Gottesdienst

USA: Gläubige feiern Messe mit Sturmgewehr AR-15

Ausland
01.03.2018 15:47

Verstörende Bilder aus den USA: Eine umstrittene Religionsgemeinschaft hat jetzt einen Gottesdienst zu Ehren des Sturmgewehrs AR-15 abgehalten - jener Schnellfeuerwaffe, mit der ein Teenager vor rund zwei Wochen an einer Schule in Florida 17 Menschen getötet hat. Die Gläubigen mussten gekrönt - die Kronen bestehen teils aus Patronenhülsen - und bewaffnet in der Kirche erscheinen, um bei der Massenhochzeit den Segen zu erhalten.

Die waffenstrotzende Messe fand am Mittwoch im US-Bundesstaat Pennsylvania statt. Auf den Bildern von Nachrichtenagenturen sind schwarz bekleidete Männer und Frauen in weißen Roben zu sehen, die ihre AR-15 umklammern oder mit einem Strahlen im Gesicht ihren Revolver zeigen.

Krone aus Patronenhülsen oder NRA-Mütze
Viele Gäste tragen aus Patronenhülsen gefertigte Kronen auf dem Kopf, manche stattdessen eine Mütze mit dem Logo der US-Waffenlobby NRA. Sie alle kamen zusammen, um in einer Massenzeremonie zu heiraten oder ihre Eheversprechen zu erneuern - und zugleich das ihrer Ansicht nach besonders göttliche Sturmgewehr AR-15 zu zelebrieren. Anders als die vollautomatischen können halb automatische Waffen wie eben das in den USA beliebte AR-15-Sturmgewehr ganz normal gekauft werden - und sorgen immer wieder für heftige Debatten über das Waffengesetz.

Eingeladen waren rund 250 Paare - und zwar nur heterosexuelle -, die ein Sturmgewehr besitzen oder vor Ort eine Kaution von 700 US-Dollar (knapp 600 Euro) hinterlegten und versicherten, sich von dem Geld baldmöglichst ein Exemplar der Schnellfeuerwaffe zu kaufen.

Während des Gottesdienstes in einer Kirche in der Kleinstadt Newfoundland, rund 200 Kilometer nördlich von Philadelphia, wurden dann laut Medienberichten sowohl die Ehepaare als auch die Waffen gesegnet. Immerhin: Munition und Magazine mussten die Kirchgänger vor dem Einlass entfernen, Magazine wurden zudem mit Kabelbindern verplombt.

Kritik in Zusammenhang mit dem Schulmassaker in Florida, bei dem ein Teenager mit einer AR-15 17 Menschen das Leben nahm, versuchten die Organisatoren wegzuwischen. So sei die Messe schon lange vor dem Parkland-Attentat geplant gewesen, wie die Kirche mitteilen ließ.

Söhne des Gründers der „Moon-Sekte“ als Organisatoren
Die Organisatoren der bizarren Zeremonie - zwei Söhne des selbst ernannten und mittlerweile verstorbenen „Messias“ der „Moon-Sekte“, Sun Myung Moon - hatten laut Medien ausdrücklich dazu aufgerufen, Waffen mitzubringen. Zu der Zeremonie seien Anhänger der Glaubensgemeinschaft auch aus Japan, Südkorea und Europa angereist.

Der 38-jährige Reverend der Glaubensgemeinschaft, Hyung Jin Moon bzw. Sean Moon, ist der jüngste Sohn von Sun Myung Moon, dem im heutigen Nordkorea geborenen und später in die USA emigrierten Gründer der berüchtigten Vereinigungskirche, besser bekannt als „Moon-Sekte“. Der ältere Bruder des Reverend, Kook Jin Moon bzw. Justin Moon, der die Messe mitorganisierte, besitzt indes eine Waffenfirma, „Kahr Arms“ in den Vereinigten Staaten.

Der Vater der beiden Männer, der Koreaner Sun Myung Moon, hatte in den 1950er-Jahren seine radikale Bewegung gegründet. Die „Moon-Sekte“ praktiziert seit den frühen 60er-Jahren Massenhochzeiten. Anhänger der Kirche werden in 60 Ländern gezählt. Im Jahr 1997 versammelte die „Moon-Sekte“ in Washington rund 30.000 Paare zu einer Massenhochzeit. Zwei Jahre später gaben sich im Olympiastadion von Seoul etwa 21.000 Paare das Jawort. Kritiker werfen der Sekte vor, ihre Anhänger einer regelrechten Gehirnwäsche zu unterziehen.

Hyung Jin Moon gründete nach dem Tod des Vaters im Jahr 2012 wegen Streitigkeiten mit seiner Mutter dann seine eigene Bewegung mit dem Namen „World Peace and Unification Sanctuary“. Sean Moon inszeniert sich als Prophet, von seinen Jüngern lässt er sich „Cheon Il Guk“ nennen, der Zweite König, der die Ankunft Gottes vorbereitet.

AR-15 ist die „eiserne Faust Gottes“
Für diese göttliche Aufgabe braucht es Feuerkraft. Für Moon ist die AR-15 ein mächtiges „Zeichen für die Bereitschaft und Wachsamkeit, die göttliche Nation auf Erden zu beschützen“. Er bezeichnet das Sturmgewehr als die „eiserne Faust Gottes“ - in Anlehnung an Psalm 2, Vers 9 aus der Offenbarung des Johannes. Dort heißt es wörtlich: „Du sollst sie mit einem eisernen Zepter zerschlagen; wie Töpfe sollst du sie zerschmeißen.“ Wobei die „Töpfe“, also die Häretiker, für die Anhänger der Glaubensgemeinschaft viele Gesichter haben. Dem US-amerikanischen Sektenexperten Steve Hassan zufolge ist die Bewegung offen rassistisch, homophob und antisemitisch.

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