Heurigen-Mord

Schwer verletzte Tochter der Getöteten befragt

Österreich
03.06.2009 16:25
Nach dem Blutverbrechen in einem Heurigenlokal in Pachfurth (Bezirk Bruck a.d. Leitha) ist am Mittwoch die schwer verletzte 21-jährige Tochter des getöteten Ehepaares Christoph (50) und Monika T. (49) von den Kriminalisten befragt worden. Die Anfertigung eines Phantombildes des Verdächtigen sei jedoch noch nicht möglich gewesen, sagte Oberst Ernst Schuch, stellvertretender Leiter des Landeskriminalamtes Niederösterreich. Derzeit konzentriert sich die Polizei bei ihren Ermittlungen auf einen weißen Peugeot 205 älteren Baujahres mit bulgarischem Kennzeichen, mit dem der Täter geflüchtet sein soll.

Der Pkw war schon am Wochenende in der 2.000-Einwohner-Gemeinde Rohrau aufgefallen. Weiterhin nicht ausschließen wollten die Kriminalisten, dass der Täter mit einem Komplizen unterwegs war. In die Ermittlungen hinsichtlich des Autos wurde Interpol eingeschaltet.

Phantombild-Anfertigung verschoben
Die Befragung der von einem Projektil aus einer 9mm-Pistole in den Rücken getroffenen jungen Frau in einem niederösterreichischen Krankenhaus habe am Vormittag stattgefunden, berichtete der Kriminalist. Zum Tathergang hätten sich keine neuen Erkenntnisse ergeben. Der Gesundheitszustand der 21-Jährigen sei nach einer Operation zwar relativ gut, die Anfertigung eines Phantombildes des Täters sei jedoch verschoben worden. "Das nimmt doch einige Zeit in Anspruch", so Schuch.

Die Kriminalisten waren am Mittwoch weiter dabei, "Mosaiksteine zusammenzutragen", wie es der Oberst formulierte. Auch am Tatort in der Dorfstraße 3 in Pachfurth waren noch Arbeiten im Gange, sollten jedoch im Laufe des Tages abgeschlossen werden.

Bilder vom Tatort findest du in der Infobox!

Aus der Pistole mit dem Kaliber 9 mm waren in dem Heurigenlokal sieben Schüsse abgegeben worden. Christoph T. wurde viermal, seine Frau ebenso wie die gemeinsame Tochter einmal getroffen. Ein weiteres auf die 21-Jährige abgefeuertes Projektil verfehlte die junge Frau und ging in eine Mauer, so Schuch.

Raubmord als mögliches Tatmotiv
Zunehmend sicher scheint inzwischen, dass ein Raubmord vorliegt. Die Kellnerbrieftasche mit der Tageslosung vom Montag ist jedenfalls nicht gefunden worden. Die Höhe der Beute wurde mit etwa 1.000 bis maximal 1.500 Euro beziffert. Unklar blieb zunächst, wie der laut Personsbeschreibung etwa 1,85 Meter große Täter von kräftiger Statur und mit dunklen, kurzen Haaren in das Lokal gelangt war.

Die Eingangstür sei am späten Montagabend bereits versperrt gewesen. Der vorerst Unbekannte könnte sich demnach durch Klopfen Zutritt verschafft haben. Eine weitere Möglichkeit sei der Hintereingang, sagte Schuch. Dass es sich beim Täter um den letzten Gast gehandelt hatte, werde ausgeschlossen. Bei der Familie T. wäre noch bis kommenden Sonntag "ausg'steckt" gewesen. Die Besucher am Montagabend waren laut den Erhebungen durchwegs in dem Lokal bekannte Gäste, sagte Schuch.

Hilfeschreie und Schüsse
Zu dem Verbrechen war es am Montag gegen 22.50 Uhr gekommen. Die 21 Jahre alte Tamara T. und ihr gleichaltriger Freund hatten sich bereits im Wohnbereich im ersten Stock des Hauses aufgehalten, als sie Hilfeschreie und Schüsse aus dem Heurigenlokal im Erdgeschoss vernahmen, so Schuch. Beide schauten nach und sahen einen fremden Mann südländischen Typs mit einer Faustfeuerwaffe in der Hand. Als die 21-Jährige wieder nach oben laufen wollte, wurde sie vom Täter verfolgt. Ein Schuss traf die junge Frau im Stiegenaufgang in den Rücken.

"Massive Angst" bei Bevölkerung
In Rohrau herrschte nach der Tat gleichermaßen Fassungslosigkeit wie Verunsicherung. Das Verbrechen "kommt einer Hinrichtung gleich", sagte Bürgermeister Herbert Speckl (ÖVP). Überhaupt nicht vorstellbar sei, dass die in der Gemeinde überaus beliebte Familie Feinde gehabt haben könnte. "Mir fehlen die Worte", sagte Speckl. "Wer immer der Täter war", das Verbrechen sei "unvorstellbar". In Teilen der Bevölkerung herrsche nunmehr "massive Angst".

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