Zwei Jahre danach

Madeleines Eltern starten neue Suchaktion

Ausland
03.05.2009 10:15
Kurz vor dem zweiten Jahrestag ihres mysteriösen Verschwindens haben die Eltern von Madeleine McCann ein neues Foto des vermissten britischen Mädchens veröffentlicht. Mit Hilfe eines speziellen Computerprogramms hat ein Gerichtsmediziner ein Bild entworfen, das zeigt, wie sich Maddies Gesicht in den vergangenen zwei Jahren verändert haben könnte. Madeleines Eltern, Gerry und Kate McCann, präsentierten das Foto am Freitag in einer Sendung der US-Talkshow-Queen Oprah Winfrey.

Normalerweise plaudert Oprah Winfrey mit Promis wie Madonna oder Tom Cruise. Die Tatsache, dass nun ein Ärzteehepaar aus einem kleinen Ort in Mittel-England von der amerikanischen Talkshow-Königin interviewt wird, spricht Bände. Das Bild (siehe Diashow in der Infobox), das Kate und Gerry McCann bei "Oprah" präsentierten, zeigt eine lächelnde Maddie mit einem rosa-farbenen Band in ihrem blonden schulterlangen Haar. Poster mit dem Foto wollen die Eltern weltweit aufhängen lassen. Davon erhoffen sie sich neue Hinweise zu dem Verbleib ihrer Tochter.

Trotz einer der größten Aktionen der portugiesischen Polizei sowie einer Öffentlichkeitskampagne, die bis zum Papst reichte und Millionen verschlang, ist das Mysterium um Maddie immer noch nicht gelöst. Und die Aussicht, dass es jemals aufgeklärt wird, schwindet mit jedem Tag. Verzweifelt versuchen die Eltern dennoch, die Erinnerung an ihre Tochter am Leben zu halten. Auch wenn viele Menschen von den unzähligen Auftritten der McCanns vor den Kameras dieser Welt genervt gewesen sein mögen. Über das Paar ist der schlimmste Alptraum hereingebrochen, den sich Eltern nur vorstellen können: Das damals drei Jahre alte Kind verschwand, als die McCanns gerade beim Abendessen in einem Restaurant waren. Bis heute gibt es keine Spur.

Kate McCann zweimal täglich im Zimmer ihrer Tochter
"Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an sie denke. Ich fühle, dass Madeleine mir immer noch nahe ist und sie am Leben ist", sagte die Mutter Kate McCann bei den Aufzeichnungen zu der US-Talkshow, die am Montag in den USA, am Dienstag in Großbritannien ausgestrahlt wird. Zweimal pro Tag gehe sie in das Zimmer ihrer Tochter, um "Madeleine Hallo zu sagen". Aus Schmerz ist Kate McCann nicht wie ihr Mann Gerry zum Tatort nach Praia da Luz an die Algarve-Küste mitgereist, wo der britische Sender Channel 4 die Tat für eine Dokumentation rekonstruierte. Mit dem Film erhoffen sich sie McCanns neue Aufschlüsse.

Turbulente Ermittlungen
Der Fall hielt die Presse nicht nur in Atem, weil sowohl die herzzerreißenden Bilder des kleinen blonden Mädchens als auch das Auftreten der Eltern medientauglich waren. Bei den Ermittlungen kam es auch zu den bizarrsten Wendungen und diplomatischen Verwerfungen zwischen Großbritannien und Portugal. Hatte die Welt zunächst Mitleid mit den Eltern, wendete sich das Blatt, als sie die portugiesische Polizei selbst als Verdächtige erklärte. Fast ein Jahr später, im vergangenen Juli, stellte die Polizei dann alle Ermittlungen ein und ließ den Verdacht gegen die Eltern fallen: Es konnten keine Beweise für eine Verwicklung gefunden werden.

Ermittlungschef Goncalo Amaral war schon zuvor nach mehreren Ermittlungspannen zurückgetreten, ohne jedoch darauf zu verzichten, ein Buch mit seiner Version zu veröffentlichen. Auch jetzt machte er wieder von sich reden, indem er in einem Interview enthüllte, dass eine Gruppe europäischer Polizisten den Fall auf eigene Faust untersuchen wolle. "Wir wollen die Wahrheit herausfinden, und dass so Gerechtigkeit erreicht wird", sagte er. Details verriet er allerdings nicht. Aber man wolle "nicht Beweise gegen das Ehepaar McCann sammeln".

Die Gräben zwischen den Bewohnern des Örtchens in Portugal auf der einen Seite und den Briten auf der anderen werden dadurch natürlich nicht geschlossen. Die Menschen an der Algarve sind auf die McCanns sowieso nicht gut zu sprechen, und mit der wirtschaftlichen Krise und den ausbleibenden Touristen wächst diese Abneigung nur noch.

Gelder aus dem Maddie-Fonds werden knapp
In dem ganzen Wirrwarr bekleckerten sich auch viele Medien nicht mit Ruhm und veröffentlichten unwahre Anschuldigungen, die sie später teuer zu stehen kamen. So verklagten sowohl ein weiterer Verdächtiger aus Großbritannien als auch die Eltern ein britisches Zeitungshaus und bekamen jeweils umgerechnet mehr als eine halbe Million Euro zugesprochen. Den McCanns geht nun dennoch bald das Geld für die Suche nach ihrer Tochter aus. Gerry McCann kündigte kürzlich an, bis zum Ende des Jahres seien die ursprünglich 2,5 Millionen Pfund (2,8 Millionen Euro) in dem Madeleine-Fonds verbraucht. Das Ende der Geschichte von Maddie McCann wird aber auch das wohl nicht sein.

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