Zusätzlich bieten Video-Installationen ausführliche Infos zum "Dritten Mann" sowie über den Alltag der Kanalarbeiter. Der Filmklassiker des Regisseurs Carol Reed ist eines der bedeutendsten Werke der Nachkriegszeit und ein historisches Dokument zur Geschichte Wiens.
Mehr Infos zur Tour findest du in der Infobox!
Hallende Schritte, dunkle Schatten, laute Schreie: Ende der 40er Jahre stürmte der amerikanische Schauspieler Orson Welles als Harry Lime bei der filmischen Verfolgungsjagd durch das Wiener Kanalsystem.
Über Wendeltreppe hinunter
Genau wie im Kinostreifen geht es bei der Führung über eine Wendeltreppe hinunter in das unterirdische Reich des Dritten Mannes. Da es sich um einen "echten" Kanal mit "echtem" Abwasser handelt, duftet es auch dementsprechend. Doch die Geruchsbelastung hält sich in Grenzen, denn durch die vielen Kanaldeckel werden die Rohre ständig mit Frischluft versorgt.
Erklärt wird den Besuchern auf der unterirdischen Tour auch, wie die Wiener Abwasserentsorgung funktioniert. Laut Wien Kanal kümmern sich 330 Mitarbeiter darum, dass das Abwasser ungehindert durch das 2.300 Kilometer lange öffentliche Kanalnetz fließen kann, täglich werden 15 Tonnen Schmutz aus dem Untergrund befördert.
Was in den Kanal darf - und was nicht
Ziel der "Dritten Mann"-Führungen ist auch, die Besucher aufzuklären was in den Kanal darf - und was nicht. Besonders ärgerlich für die Arbeiter ist zum Beispiel Katzenstreu. "Das wird oft im Klo runter gespült" erklärte Josef Gottschall von der MA 30 ("Wien Kanal"). In Verbindung mit Wasser quillt dieses auf, wird hart wie Beton und muss umständlich mit einer Hacke bearbeitet werden.
Die Tour führt durch den ältesten Teil des Wiener Kanalnetzes, der noch im Betrieb ist. Der sogenannte Cholerakanal wurde 1836 erbaut - als Reaktion auf eine große Epidemie, die einige Jahre zuvor in Wien wütete. Damals hatte ein Eisstoß das Wasser in der Donau gestaut und zu Überflutungen im Hinterland geführt. Das dreckige Abwasser gelangte dadurch in die Hausbrunnen und verseuchte das Trinkwasser, rund 2.000 Menschen starben.
Auch Falcos "Jeanny" im Wiener Untergrund gedreht
Der Kanal im Film ist echt, eine Attrappe ist hingegen das Kanalgitter, durch das der sterbende Harry Lime seine Finger zwängt. "Das Original ist viel zu dick, da bringt man keine Finger durch", verriet Gottschall.
Der Kanal ist heute wie damals ein beliebter Ort für Dreharbeiten: So produzierte der Sänger Falco den Video-Clip zu "Jeanny" im Wiener Untergrund, auch für die Serien "Kommissar Rex" und "Soko Donau" wurden hier bereits gefilmt. Zuletzt wagten sich die Austrias Next Topmodels in den Kanal, um vor den dicken Steinwänden anmutig zu posieren.
45-minütige Tour
Die Führungen werden von Wien Kanal veranstaltet und dauern etwa 45 Minuten. Der Einstieg befindet sich am Karlsplatz beim Esperanto-Park, Touren werden bis Ende Oktober von Donnerstag bis Sonntag zwischen 10.00 und 21.00 Uhr zu jeder vollen Stunde angeboten.
Die Besucher müssen aus Sicherheitsgründen mindestens zwölf Jahre alt sein. Wer Lust auf mehr hat: Die "Dritte Mann" - Tour kann oberirdisch fortgesetzt werden. Im Museum "3mpc" sind Originalrequisiten ausgestellt, im Burgkino wird die Originalfassung des Films gezeigt und bei einem organisierten Stadtspaziergang durch die Innenstadt können weitere Drehorte besucht werden.
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