Prozess vertagt

Mutter entführt: “Kann mich an nichts erinnern”

Kärnten
11.02.2009 14:15
Der Prozess um einen 49-jährigen Osttiroler, der sich im Juli des vergangenen Jahres mit seiner an Alzheimer erkrankten Mutter auf dem Dachboden verschanzt hatte und Polizisten bedroht haben soll, ist am Mittwoch am Innsbrucker Landesgericht vertagt worden. Der Vorfall konnte damals erst durch einen Einsatz des Sondereinsatzkommandos Cobra beendet werden. In der Verhandlung am 11. März sollen weiter Zeugen einvernommen werden. Der Mann ist unter anderem wegen erpresserischer Entführung angeklagt, er behauptet, sich an nichts erinnern zu können.

Der Vorfall hat sich am 22. Juli des vergangenen Jahres ereignet. Der 49-Jährige soll gegen 20.00 Uhr in betrunkenem Zustand seine mit ihm in einem Haus lebende Mutter auf den Dachboden geschleppt haben. Der nebenan wohnende Bruder des Beschuldigten hatte die Polizei verständigt, nachdem er Blutspuren und eine zerschlagene Scheibe in dem Haus seiner Mutter entdeckt hatte. Als die Beamten an Ort und Stelle eingetroffen waren, soll der Osttiroler diesen gedroht haben, sie umzubringen. Seine Mutter sei bei ihm und er werde sie nicht "herausgeben".

Cobra musste einschreiten
Danach kletterte der mehrfach vorbestrafte Mann auf das Dach und sprach weitere Drohungen gegen die Beamten aus. Nachdem sich die 86-Jährige selbstständig befreien konnte, stürmten Beamte der Cobra gegen Mitternacht das Haus und nahmen den mittlerweile in einer Abstellkammer schlafenden Mann fest. Der Osttiroler, der Schnittverletzungen an seinen Händen hatte, ließ sich von den Beamten widerstandslos verhaften.

Beschuldigter kann sich an nichts erinnern
Bei der Verhandlung gab der 49-Jährige an, "sich an nichts mehr erinnern zu können". Er habe damals "mehrere Flaschen Bier und auch einige Whisky" konsumiert. Als er zu Hause angekommen war, sei er gestolpert und habe dabei die Scheibe zerschlagen und sich an der Hand verletzt. Die Mutter sei freiwillig mit ihm mitgegangen, da "sie in seiner Dachwohnung übernachten wollte". Daran, dass er am Dach gestanden habe, könne sich der Osttiroler nicht mehr erinnern. Auch nicht daran, dass er damit gedroht habe, "die ersten Beamten, die seine Wohnung betreten, töten zu wollen".

Eine psychiatrische Gutachterin diagnostizierte dem Angeklagten zum Tatzeitpunkt "Zurechnungsunfähigkeit" und "eine eingeschränkte Dispositionsfähigkeit". Zudem neige der 49-Jährige, wenn er Alkohol getrunken habe, zu erhöhter Aggression. Der Mann bagatellisiere seinen Alkoholkonsum, zudem sei zu befürchten, dass "er jederzeit wieder eine derartige Handlung" setzten könnte. Die Gutachterin empfahl, eine stationäre Behandlung seiner Alkoholsucht.

Weitere Zeugeneinvernahme im März
Richter Andreas Mair folgte dem Beweisantrag des Verteidigers, Michael Schönlechner, und vertagte die Hauptverhandlung für die Einvernahme weiterer Zeugen. Mitte März sollen drei weitere bei dem Einsatz anwesende Beamte und die Halbschwester des Angeklagten zu dem Vorfall befragt werden. Der Bruder und die Schwägerin des Osttirolers verweigerten in der heutigen Verhandlung ihre Aussage.

Symbolfoto

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