Todesurteil

Iraner spionierte für Israel: Zum Tode verurteilt

Ausland
01.07.2008 08:03
Wegen Spionage für Israel ist ein Iraner zum Tode verurteilt worden. Das Revolutionstribunal befand Ali Ashtari am Montag der Spionage für "das zionistische Regime" für schuldig, wie die iranische Nachrichtenagentur Fars unter Berufung auf einen nicht namentlich genannten ranghohen Vertreter des Geheimdienstministeriums berichtete. Demnach war der Verurteilte auch an Sabotageaktionen gegen iranische Forschungseinrichtungen beteiligt. Laut Fars war Ashtari, der nach unterschiedlichen Angaben 43 oder 45 Jahre alt sein soll, geständig. Ashtari habe das iranische Volk um Vergebung gebeten und ein Gnadengesuch eingelegt. Die letzte Entscheidung liegt beim Obersten Gerichtshof.

Der Direktor einer auf gesicherte Telekommunikation spezialisierten Firma habe ausgesagt, für "besondere Kunden" im Iran gearbeitet zu haben. Dies habe das Interesse "bestimmter Länder" erregt, in deren Auftrag er seinen iranischen Klienten präpariertes Ausrüstungsmatieral hätte liefern sollen. Er sei jedoch festgenommen worden, bevor er die Geräte habe verkaufen können, sagte Ashtari demnach aus.

Dagegen sagte der Ministeriumsvertreter laut Fars, dank des Vertrauens der iranischen Atomenergiebehörde und der Verteidigungsbehörden sei es Ashtari gelungen, Ausrüstungsmaterial in "bestimmten Einrichtungen" zu platzieren. Durch die eingeschleusten Geräte seien "einige Forschungsprojekte" gescheitert. Nach iranischen Medienberichten boten israelische Agenten dem Mann einen Kredit in Höhe von 50.000 Dollar an. Er habe das Angebit angenommen, weil er sich nach eigenen Angaben in finanzieller Not befunden habe.

Der US-Fernsehsender CBS hatte vor gut einem Jahr von Sabotageakten westlicher Geheimdienste gegen das iranische Atomprogramm berichtet. Dabei seien defekte Geräte an den Iran geliefert worden. Inzwischen haben die USA nach einem Bericht der Zeitschrift "New Yorker" auf Anordnung von Präsident George W. Bush die Geheimdienstoperationen im Iran massiv ausgeweitet.

Immer wieder Irritationen
Die Verurteilung iranischer Juden zu Gefängnisstrafen wegen angeblicher Spionage für Israel hat in den vergangenen Jahren wiederholt für Irritationen gesorgt. Die Vereinigung der Juden in Teheran hatte eine Loyalitätserklärung gegenüber dem iranischen Staat abgegeben und Israel vorgeworfen, eine Kampagne gegen den Iran zu führen, um einen jüdischen Exodus aus dem Land zu provozieren.

Der deutsche Vermittler Gerhard Conrad hat Israel nach libanesischen Angaben über den Tod des seit 22 Jahren vermissten israelischen Luftwaffen-Navigators Ron Arad im Libanon informiert. Aus libanesischen Sicherheitskreisen verlautete am Montag, Conrad habe Israel einen entsprechenden Bericht der pro-iranischen schiitischen Hisbollah über das Schicksal Arads übermittelt. Laut dem Bericht wurde der 1986 mit seinem Flugzeug abgestürzte Arad zwei Jahre nach seiner Gefangennahme getötet. Die Übergabe des Berichts soll als erster Schritt den Weg für einen Häftlingstausch ebnen, der am Sonntag grundsätzlich von der israelischen Regierung gebilligt worden war. Mit der Verschleppung von Arad war der frühere iranische Vize-Verteidigungsminister Alireza Asghari als hoher Funktionär der Revolutionswächter in Verbindung gebracht worden. Asghari war als Verantwortlicher der iranischen Revolutionswächter im Libanon tätig und für die Zusammenarbeit mit der Hisbollah zuständig.

Im Gegenzug soll Israel der Hisbollah einen Bericht über das Schicksal iranischer Diplomaten übergeben, die 1982 während der israelischen Libanon-Invasion getötet worden waren. Die vier Diplomaten waren an einer Straßensperre der damals mit Israel verbündeten rechtsgerichteten christlichen Falangisten im Norden des Libanon festgenommen und vermutlich erschossen worden.

Der libanesische Staatspräsident General Michel Sleimane erklärte unterdessen, die internen Konflikte in seinem Land wären viel weniger gravierend als "das Hauptproplem mit dem israelischen Feind". Daher müssten alle politischen Kräfte in einer Regierung der Nationalen Einheit zusammenarbeiten.

Ein umfangreicher israelisch-libanesischer Gefangenenaustausch war zuletzt 2004 unter Vermittlung deutscher Geheimdienste erfolgt. Damals wurden rund 400 in Israel inhaftierte Palästinenser und Libanesen sowie der 1997 als Hisbollah-Anhänger verhaftete 32-jährige Deutsche Steven Smyrek auf freien Fuß gesetzt. Im Gegenzug entließ die Hisbollah den israelischen Geschäftsmann und Reserve-Oberst Elhanan Tennenbaum und überstellte die sterblichen Überreste dreier im Libanon gefallener israelischer Soldaten. Wie der deutsche Unterhändler und Geheimdienstkoordinator Ernst Uhrlau enthüllt hatte, war auch der Iran direkt an der Vermittlung beteiligt.

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