Terror-Forscher:

“Es dürfte noch größere IS-Anschläge geben”

Ausland
28.07.2016 06:05

Paris, Brüssel, Nizza, Würzburg, Ansbach und am Dienstag die nordfranzösische Stadt Saint-Etienne-du-Rouvray: Die Liste der von islamistisch inspirierten Mördern heimgesuchten Orte in Europa wird immer länger und die Intervalle auffallend kürzer. Doch laut dem deutschen Terror-Forscher Stephan Humer war das erst der Anfang des IS-Terrors. "Es wäre für mich die maximale Überraschung, wenn das jetzt schon alles gewesen wäre. Ich gehe davon aus, dass es noch weitere und auch noch größere Anschläge geben wird", warnt Humer.

Erstmals war nun auch Deutschland ein direktes Anschlagsziel der IS-Terrorzellen. In Ansbach sprengte sich ein Syrer bei einem Festival in die Luft, wenige Tage davor richtete in Würzburg ein afghanischer Asylwerber ein Blutbad in einem Zug an. Der IS bekannte sich zu beiden Attentaten.

Für Terror-Forscher Humer ging es nie um die Frage ob, sondern wann der IS auch in Deutschland zuschlägt. "Deutschland steht auf einer Stufe mit anderen europäischen Ländern. Zwar hat der IS immer Frankreich als besonderes Anschlagsziel erkoren, doch schließlich unterscheiden die Länder nur Nuancen, weil der IS weiß, dass man in Deutschland genauso für Unruhe sorgen kann", so Humer gegenüber dem Schweizer Nachrichtenportal "20 Minuten". Die Kampfeinsätze im Irak und in Syrien, an denen auch deutsche Soldaten beteiligt sind, sowie die Flüchtlingskrise spielen dabei eine besondere Rolle. "Die Dschihadisten wollen sich an allen Ländern rächen, die der Anti-IS-Koalition angehören."

Video: IS veröffentlicht Bekennervideo des Ansbach-Attentäters

"Terror-Szenarien müssen besser durchgespielt werden"
Humer ruft daher die deutsche Regierung zum dringenden Handeln auf, um die Bevölkerung bestmöglich zu schützen: "Es müssen noch viel mehr Terror-Szenarien durchgespielt werden. Auch Taktiken, die man bis jetzt nicht so sehr in Betracht gezogen hat - wie einen Anschlag mit Lastwagen wie in Nizza oder noch exotischere Szenarien wie die Axtattacke von Würzburg." Gleichzeitig müsse laut Humer ein noch schnellerer Informationsfluss zwischen Polizei, Geheimdienst und internationalen Behörden forciert werden. "Hier sind die Datenschutz-Bedenken in Deutschland noch sehr dominant", sagt Humer.

Eine Garantie, dass es dadurch nie wieder zu Anschlägen kommt, könne man zwar nicht geben, "aber man kann so die Hürde für einen Anschlag sehr stark erhöhen", so Humer.

"Terror-Problem wird uns noch lange beschäftigen"
Geht es nach Humer, so ist mit einer Entspannung der Situation nicht so schnell zu rechnen: "Es dauert wohl noch Jahre. In der Forschung sehen wir keine Entspannungssituation, denn selbst wenn der IS territorial besiegt ist, bleiben die Idee und die internationalen Strukturen bestehen. Dieses Problem wird uns also noch lange beschäftigen."

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