Fund in Höhle zeigt:

Schon Steinzeitmenschen kochten Schildkrötensuppe

Wissenschaft
02.02.2016 17:48

Es musste nicht immer Pflanzenkost oder Damhirsch sein: Steinzeitmenschen, die vor Hunderttausenden Jahren an der Ostküste des Mittelmeers lebten, brieten und kochten auch Landschildkröten als Ergänzungsnahrung, wie nun Archäologen anhand von Funden in Israel herausgefunden haben.

Die im Fachmagazin "Quaternary Science Reviews" veröffentlichten Forschungsergebnisse stützen sich auf Knochenfunde in der Kessem-Höhle östlich von Tel Aviv. Diese erst vor 15 Jahren zufällig freigelegte Karsthöhle ist eine der weltweit wichtigsten Grabungsstätten für die Erkundung der humanen Prähistorie.

"Bisher wurde angenommen, dass die Frühmenschen im Altpaläolithikum vor allem erjagtes Großwild und Gemüse aßen", erklärte Ran Barkai vom Archäologie-Institut der Tel Aviver Universität. "Unsere Entdeckung erweitert unser Wissen über sie um eine sehr menschliche, kulinarische und damit kulturgeschichtliche Dimension."

Die Forscher fanden Knochen und Panzer der Landschildkröten in dem gesamten Karstsystem verstreut. Daraus folgern sie, dass diese Tiere während 200.000 Jahren von den Steinzeitbewohnern verspeist wurden. In der Kessem-Höhle wurden 400.000 bis 200.000 Jahre alte Siedlungspuren entdeckt. Danach füllte sich der Hohlraum mit Sedimenten.

Funde deuten auf ausgewogenen Speisekarte hin
Menschliche Zahnfunde lassen darauf schließen, dass hier auch der frühe Homo sapiens lebte, was aber noch nicht als endgültig gesichert gilt. Auf Basis dieser Zähne wussten die Experten aber bereits, dass die Kessem-Menschen eine recht ausgewogene Speisekarte mit Gemüse und Fleisch von Hirschen, Wildpferden und gelegentlich Auerochsen hatten.

"Nun können wir sagen, dass sie auch Landschildkröten aßen, obwohl diese nicht so kalorienreich waren wie beispielsweise die hier häufig auftretenden Damhirsche", erläutert Barkai. Bearbeitungsspuren zeigen, dass die Schildkröten vor dem Verzehr entweder im Panzer gegrillt oder mit Flintstein-Werkzeugen aufgebrochen und ihr Fleisch dann gekocht wurde. Das sind die bisher ältesten Spuren für die Zubereitung von Schildkrötensuppe.

Hinweise auf gewisse frühmenschliche Arbeitsteilung
Die neuen Entdeckungen sind auch ein weiterer Hinweis auf eine gewisse Arbeitsteilung in den frühmenschlichen Zivilisationen, ergänzte der Tel Aviver Archäologe Avi Gopher. Während die Jungen jagten, trugen die Älteren und Kinder mit Sammeln zur Nahrungssicherung bei. Und die langsamen Schildkröten waren leicht zu fangen. So bildete das außerdem gut konservierbare Fleisch dieser Wirbeltiere eine gute Ergänzung gerade in wildärmeren Jahreszeiten.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele