Macht sie zu Zombies

Parasitäre Fliege bedroht in den USA Honigbienen

Wissenschaft
04.01.2012 09:16
Schon seit Längerem versuchen Forscher zu ergründen, warum in den USA seit einigen Jahren massenhaft Bienenvölker zugrunde gehen. Jetzt glauben sie eine Antwort auf diese Frage gefunden zu haben. Eine neu entdeckte parasitäre Fliegenart namens Apocephalus borealis, die sich in den Honigbienen einnistet, könnte der Verursacher sein, schreiben Biologen um Andrew Core und John Hafernik von der San Francisco State University.

Bisher wurde die Fliege (in Bild 1 auf einer Honigbiene) in den US-Bundesstaaten Kalifornien und South Dakota nachgewiesen. Wenn sie ein neuer Parasit sei, "könnte sie Bienenkolonien in ganz Nordamerika bedrohen", schreiben die Forscher. Ganz unwahrscheinlich sei das nicht. "Honigbienen gehören zu den am besten untersuchten Insekten auf der Welt", wird Hafernik in einer Mitteilung seiner Universität zitiert. "Also sollte man annehmen, dass wir diesen Parasit bereits kennen, wenn er schon lange existiert."

Parasit durch Zufall im Labor entdeckt
Hafernik hatte die parasitäre Fliege zufällig entdeckt. Als er 2008 nach Futter für ein Laborinsekt suchte, sammelte er ein paar tote Bienen unter der Außenbeleuchtung des Biologie-Instituts ein. "Aber als zerstreuter Professor vergaß ich die Bienen in ihrem Glasfläschchen auf meinem Schreibtisch", wird Hafernik zitiert, "und wunderte mich später über die vielen Fliegenpuppen, die die Bienen umgaben." Die Tiere waren aus Eiern geschlüpft, die Apocephalus borealis in den Bienen abgelegt hatte.

Befallenen Bienen mit Fliegeneiern in ihrem Körper verlassen den Stock, brechen zu einem wilden Rundflug auf und versammeln sich mit anderen kranken Bienen in der Nähe von Lichtquellen. Die Tiere liefen ständig im Kreis herum, ohne jeden Orientierungssinn, beschreibt Andrew Core in der Mitteilung das Verhalten der Tiere. "Sie strecken ununterbrochen ihre Beine aus und fallen dann hin. Sie sehen aus wie Zombies."

Welche Rolle der Parasit (Bild 3 zeigt Fliegenlarven, die den Körper ihres Wirtes verlassen) beim Kollaps der Bienenvölker in den USA spielt, müsse noch untersucht werden. Analysen befallener Bienenstöcke ergaben, dass sowohl Bienen als auch Fliegen oft von Krankheiten heimgesucht wurden: von einem Virus, das die Flügel deformiert, und einer Pilzerkrankung. Viele Wissenschaftler sehen in diesen Erregern die Ursache für das Massensterben.

Bienen bekommen winzige Sender
"Jetzt müssen wir herausfinden, wie genau der Parasit das Verhalten der Bienen beeinflusst. Vielleicht mischt er die "Uhr-Gene" der Bienen auf, mit denen die Bienen ihren normalen Tag-Nacht-Rhythmus beibehalten", erläutert Hafernik. Auch sei nicht klar, ob die kranken Bienen das Nest freiwillig verlassen oder hinausgeworfen werden. Die Insekten sollen nun mit winzigen Sendern und Videokameras überwacht werden, schreiben die Forscher im Fachjournal "PLoS ONE".

"Wie wir die Bienen am besten schützen können, wissen wir noch nicht. Dafür fehlt uns noch eine wesentliche Information: wo die Fliegen die Bienen befallen", so Hafernik. "Wahrscheinlich passiert es draußen, wenn die Bienen ausfliegen zur Futtersuche. Denn bei den Bienenstöcken haben wir die Fliegen bisher nicht beobachtet. Aber da stochern wir noch in einer Art Schwarzem Loch herum."

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele