Steinzeit-Party

Anthropologen finden ältestes Festessen der Welt

Wissenschaft
31.08.2010 11:03
Im Norden von Israel haben Anthropologen Reste eines riesigen Festessens gefunden. 71 Schildkröten und drei Auerochsen wurden den Gästen in der Jungsteinzeit serviert. Der Fund ist etwa 12.000 Jahre alt und beweist, dass Menschen bereits vor der Erfindung der Landwirtschaft große Feste feierten.

Das Großereignis war damals eine Beerdingung, zum anschließenden Leichenschmaus dürften mindestens 35 Personen zu Gast gewesen sein. Rind und Schildkröte standen damals auf der Speisekarte. Bei Ausgrabungen fanden die Wissenschaftler in zwei Grabhöhlen in Galiläa die Panzer von mindestens 71 Schilkröten sowie die Knochen von drei wild lebenden Auerochsen.

Begräbnis einer Schamanin
"Wir wissen nicht genau, wie viele Menschen an diesem Fest teilnahmen, weil wir keine Ahnung haben, wie viel Fleisch es in der Höhle gab", sagt Natalie Munro von der Universität Connecticut. "Anhand der gefundenen Knochen können wir nur eine Mindestzahl schätzen." Die Forscher entdeckten die Tierteile in zwei in den Hang gegrabenen Höhlen oberhalb des Flusses Hilazon. Verteilt waren die Überbleibsel um den Leichnam einer rituell bestatteten Frau, wahrscheinlich einer Schamanin. Daher vermuten die Wissenschafter, dass die Beisetzung der Toten der Anlass für das Festmahl war.

Noch interessanter ist der Umstand, dass das Großereignis schon vor 12.000 Jahren stattfand - also vor Erfindung der Landwirtschaft. Denn mit dem Ackerbau begann der Mensch erst in der frühen Jungsteinzeit vor etwa 11.500 Jahren. "Das ist der erste klare Hinweis darauf, dass gemeinschaftliche Feiern schon zu Beginn des Übergangs zur Landwirtschaft stattfanden", so Munro, die ihre Ergebnisse gemeinsam mit Kollegen von der Universität in Jerusalem im Fachblatt "PNAS" veröffentlichte.

Bevölkerung wird sesshaft
Schon damals habe das massive Bevölkerungswachstum das Zusammenleben vieler Personen auf engem Raum erzwungen. "Die Menschen kamen mehr miteinander in Kontakt, was Reibereien verursachen kann", erläuterte Munro. "Vorher konnten sie einfach weiterziehen, wenn sie Probleme mit den Nachbarn bekamen. Solche öffentliche Veranstaltungen dienten dazu, Gemeinschaften zu bilden, Spannungen abzubauen und soziale Beziehungen zu stärken." Da mit der Bevölkerungsdichte auch die tierischen und pflanzlichen Ressourcen schrumpften, begann der Mensch zwangsläufig, mit Pflanzen zu experimentieren. Dieser Prozess mündete den Forschern zufolge schließlich in die Entwicklung der Landwirtschaft.

Symbolbild

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