Hilfe für Asylanten

“Freunde schützen”-Haus in Meidling eröffnet

Wien
17.09.2010 15:39
In Meidling ist am Freitagvormittag das "Freunde schützen"-Haus für Familien, die kurz vor einer Abschiebung stehen, eröffnet worden. Die Einrichtung geht auf die Initiative der Rechtsberaterin Karin Klaric und des Immobilientreuhänders Hans Jörg Ulreich zurück. Ulreich ist der Vater eines Schulfreundes von Bernard K., der im Februar mit seiner Familie in den Kosovo abgeschoben worden ist. Bei einer Pressekonferenz in der Einrichtung forderten sie Zivilcourage und eine "menschenwürdige" Politik.

Ulreich erklärte seine Beweggründe: "Bis jetzt habe ich über Abschiebeberichte in den Zeitungen einfach drübergelesen und gedacht: 'Was geht mich das an?'." Im Frühjahr, als der neun Jahre alte Freund seines Sohnes abgeschoben wurde, habe sich das aber geändert. "Wir sind ohnmächtig zurückgeblieben. Aus der Ohnmacht entstand aber eine Wut auf das System" und diese habe ihn angetrieben, etwas zu unternehmen. Ulreich stellte schließlich das Haus in Wien zur Verfügung. Etwa 50 Familien finden hier in Wohnungen Platz, und auch im Hof lassen sich Zelte aufstellen.

Rund-um-die-Uhr-Betreuung für Familien
Die Betroffenen werden in dieser schwierigen Zeit rund um die Uhr betreut, so Klaric. Die Aufnahme von Familien, die von der unmittelbaren Abschiebung bedroht sind, ist aber nicht die einzige Aufgabe der Einrichtung. Die Initiatoren rufen die Bevölkerung auf, sich ein Bild zu machen. "Das sind alles gut integrierte Familien, deren Asylverfahren aus ist. Sie treten dann vom Asyl- in das fremdenpolizeiliche Verfahren über", erklärte die Rechtsberaterin. Die Praxis bei den Überprüfungen der Polizei würden aber oft über die Schikane hinaus gehen, im neuen "Freunde schützen"-Haus soll die Situation deshalb dokumentiert werden, so Klaric.

"Schämen Sie sich, Herr Bundespräsident!"
Ulreich möchte sich von der nächsten Generation nicht die Frage stellen lassen müssen: "Warum habt ihr nichts gegen die Grauslichkeiten getan?" Weiters übte er scharfe Kritik an Bundespräsident Heinz Fischer, welcher nicht auf die Abschiebepraxis reagiere: "Steht in der Verfassung auch, dass ein Bundespräsident keine Zivilcourage haben darf? Schämen Sie sich, Herr Bundespräsident!"

Ulreich zeigte sich überzeugt, dass die Österreicher nicht fremdenfeindlich sind: "Ich glaube, dass die überwiegende Mehrheit in diesem Land nicht will, dass gut integrierte Kinder abgeschoben werden. Nur, man muss es den Leuten erklären, sie informieren." Das neue Haus sei ein derartiges Informationsangebot. Die Bezeichnung "Freunde schützen" geht auf die namensgleiche Initiative www.freundeschuetzen.at (siehe Infobox) zurück, Ulreich ist Mitbegründer. Hier wurden laut eigenen Angaben rund 15.000 Unterschriften gegen die Abschiebung gut integrierter Menschen und für die Umsetzung eines fairen Bleiberechts gesammelt.

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