Folge der Ölpest?

Aufregung um öligen Regen in Louisiana

Ausland
24.06.2010 10:32
Ein Video-Blogger aus der Kleinstadt Reggio im US-Bundesstaat Louisiana sorgt mit Aufnahmen eines mutmaßlichen "Ölpest-Regens" für Aufregung. Auf mehreren YouTube-Videos hat er große, mit einem schimmernden Ölfilm bedeckte Pfützen nach einem Regenschauer in seinem Heimatort dokumentiert. Laut seinen Angaben kam die Substanz definitiv mit den Regentropfen und nicht etwa durch eine Autopanne. Experten schließen nicht aus, dass es sich bei dem öligen Regen um eine "Nebenwirkung" der giftigen Chemikalen handeln könnte, die im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko eingesetzt werden.

Reggio (mit "A" auf der Landkarte links markiert) liegt nur wenige Kilometer entfernt von jenen Küstenregionen Louisianas, die von der Ölpest im Golf von Mexiko massiv betroffen sind. Blogger Casey Nunez beobachtete dort am Mittwoch, wie sich nach einem Regenschauer ein schmieriger Ölfilm über die Pfützen legte. Auch den aufgetrockneten "Öl-Regen" filmte er. Deutlich sichtbar ist brauner Dreck, der dem Ölteppich auf dem Meer zu ähneln scheint.

Bisher hatten die Bewohner der Küstenregion Louisianas einen "Öl-Regen" höchstens in Form eines Hurrikans für möglich gehalten. Wetterexperten meinten schon vor Wochen, dass am Höhepunkt der Hurrikan-Saison im Spätherbst unter Umständen passieren könnte, dass einer der gefürchteten Wirbelstürme auf der Meeresoberfläche treibendes Rohöl aufnimmt.

"Schwarzer Regen", wie man ihn in Action- oder Science-Fiction-Filmen zu sehen bekommt, ist laut Meteorologen nicht möglich, weil Rohöl auf der Meeresoberfläche nicht mit dem Wasser verdunsten und in die Regenwolken gelangen kann.

Chemikalie Corexit schuld am Regen?
Laut US-Medienberichten und diversen Internetblogs könnten diese Gesetze im Zuge der Aufräumarbeiten im Golf von Mexiko aber geändert worden sein. Und zwar durch den Einsatz von Chemikalien, besonders des umstrittenen Mittels Corexit 9500. Corexit ist ein sogenannter Dispergator, eine Chemikalienmischung, die auf der Wasseroberfläche befindliches Rohöl zersetzt und verteilt, sodass Mikroorganismen im Meer das Öl abbauen können.

Die US-Regierung wollte BP Mitte Mai verbieten, die Chemikalie im großen Stil beim Kampf gegen die Ölpest einzusetzen, weil Corexit hochgiftig ist und bisher noch nie für eine Umweltkatastrophe dieser Ausmaße eingesetzt wurde. Am Ende könne Corexit der Umwelt im Golf von Mexiko mehr schaden als das Öl, warnten Biologen. BP weigerte sich aber, auf andere Mittel umzusteigen. Pikant: BP sitzt im Aufsichtsrat des Corexit-Herstellers Nalco.

Doch zurück zum "Öl-Regen": Laut US-Medien könnten die Bestandteile des durch Corexit zersetzten Rohöls möglicherweise in den Wasserkreislauf gelangen und damit auch in Regenwolken. Es blieben ja nach dem Einsatz der Chemikalie Ölreste an der Meeresoberfläche, deren genaue Beschaffenheit man nicht wirklich kenne, weil Corexit in dieser Menge noch nie eingesetzt wurde.

Laut einer Studie des US-amerikanische Ocean Studies Board ist es aber auch so möglich, dass Rohöl mit in die Regenwolken aufsteige. "Wenn die bedeckte Fläche auf dem Meer groß genug ist und ein bestimmter Grad an Emulsionsbildung erreicht ist, können Ölbestandteile in den Wasserkreislauf gelangen", heißt es in der 2003 erstellten Studie "Oil in the Sea: Inputs, Fates, and Effects".

Blogger fordert Untersuchung
Auf dem Internetportal YouTube zeigt sich die Zuseherschaft gespalten. Unter Casey Nunez' Videos fordern Internetuser in den Kommentaren, dass die Küstenwache das Thema aufklärt. Andere glauben wiederum, dass der "Öl-Regen" auch durch eine nahe gelegene Militärbasis erzeugt worden ist, etwa weil Flugzeuge Sprit abgelassen haben. Nunez selbst hat angekündigt, dass ein professionelles Kamerateam Bilder vom nächsten Öl-Regenschauer liefern werde. Auch er fordert eine Untersuchung.

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