Wegen Zeitmangels

Ungarn: Grenzzaun wird vorerst nur 1,5 Meter hoch

Ausland
07.08.2015 12:18
An der ungarisch-serbischen Grenze entstehen aufgrund von Zeitknappheit nun zwei Drahtzäune. Der vom rechtskonservativen Premier Viktor Orban für Ende August angekündigte Fertigstellungstermin für die 175 Kilometer lange und vier Meter hohe Grenzsperre kann laut ungarischen Medienberichten nicht eingehalten werden. Deshalb solle zunächst ein 150 Zentimeter hohes Drahtgeflecht gezogen werden.

Hinter diesem niedrigen "Vorzeigezaun" solle dann die endgültige Grenzsperre gebaut und im November fertiggestellt werden, berichtete die regierungskritische Tageszeitung "Nepszabadsag". Orban hatte zuvor den 31. August 2015 als Fertigstellungstermin angekündigt.

Gar kein Zaun in sumpfigem Grenzabschnitt
Der niedrigere Vorzaun aus NATO-Draht mit messerscharfen Klingen erreiche nicht einmal die durchschnittliche Körperhöhe eines Erwachsenen und sei leichter zu bezwingen, schrieb das Blatt. Zudem werde auf einem vier bis fünf Kilometer langen Grenzabschnitt gar kein Zaun errichtet, da es sich um sumpfiges Gelände handle.

Zäune müssen ständig überwacht werden
Die Regierung in Budapest erhofft sich, Flüchtlinge durch die Errichtung der Grenzzäune von illegalen Grenzübertritten abzuhalten. Experten zufolge seien die Zäune ohne ständige Bewachung dafür aber völlig ungeeignet, berichtete die Zeitung weiter. Weder der Vorzaun noch die drei Meter hohe Grenzsperre seien zudem bisher mit elektronischen Schutzvorrichtungen, Bewegungsmeldern oder Wärmekameras versehen.

Erstes Schlupfloch in Drahtgeflecht
In der Nacht auf Freitag wurde der Zaun bei der südungarischen Gemeinde Asotthalom mit Drahtscheren bereits durchtrennt. 18 Flüchtlinge sollen dieses Schlupfloch ungarischen Medienberichten zufolge genutzt haben. Die Durchtrennung des Zaunes könnte demnach eine Machtdemonstration von Schleppern sein, die zeigen wollten, wie leicht das Geflecht zu durchschneiden ist. Die Flüchtlinge hätten den noch im Bau befindlichen Zaun laut den Berichten nämlich auch leicht umgehen können. Der Fraktionschef der Regierungspartei Fidesz, Antal Rogan, will nun ein Gesetz schaffen, das die Beschädigung des Zaunes als Straftat ahndet und dafür eine Gefängnisstrafe vorsieht.

Kosten für Errichtung explodieren
Die Kosten für die Errichtung des Grenzzauns haben sich inzwischen auf mehr als 30 Millionen Euro erhöht. Zuvor hatte es geheißen, für den Bau seien rund 21 Millionen Euro veranschlagt. Regierungssprecher Zoltan Kovacs erklärte die höheren Kosten mit inzwischen erfolgten "genaueren Schätzungen". "Nepszabadsag" zieht aber stark in Zweifel, dass sich ein Ingenieur bei der Kostenberechnung derart geirrt haben könnte.

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