Neuer Todes-Cocktail

US-Häftling rang bei Hinrichtung lange mit dem Tod

Ausland
16.01.2014 21:27
Das "grausame Experiment" an einem US-Häftling ist am Donnerstag wie geplant über die Bühne gegangen: Trotz heftiger Kritik wurde Dennis McGuire (kl. Bild) im Bundesstaat Ohio mit einem nie zuvor an einem Menschen getesteten Gift-Cocktail hingerichtet. Das Gefängnis in Lucasville erklärte den 53-Jährigen um 10.53 Uhr (Ortszeit) für tot. Berichten zufolge rang McGuire mehr als zehn Minuten lang mit dem Tod - statt der in den USA als "human" geltenden zwei Minuten.

Nach Angaben von Journalisten, die im Gefängnis von Lucasville anwesend waren, dauerte die Hinrichtung von McGuire außerordentlich lange. Die Injektion des Gift-Cocktails begann demnach um 10.29 Uhr - 24 Minuten vor Feststellung des Todes. Gegen 10.33 Uhr habe McGuire begonnen, laut zu röcheln, berichtete die Lokalzeitung "Columbus Dispatch". Mindestens zehn Minuten habe er Würgegeräusche von sich gegeben, während er die Hände zur Faust geballt habe.

Auch die Fernsehjournalistin Sheila Gray, die der Hinrichtung beiwohnte, berichtete, McGuire habe vor seinem Tod etwa zehn Minuten lang nach Luft gerungen. "Seine Kinder und seine Schwiegertochter weinten und waren sichtlich bestürzt", schilderte Gray auf Twitter die dramatischen Minuten bis zum Tod des 53-Jährigen.

Die Aussagen der Augenzeugen decken sich mit den Angaben eines Experten der Harvard Universität, der in einem Gerichtsgutachten einen "grausamen" Erstickungstod infolge eines in Fachkreisen Lufthunger genannten Phänomens nicht ausschließen hatte können.

Verurteilter Mörder wurde zu Versuchskaninchen
McGuire hatte 1989 eine junge schwangere Frau vergewaltigt und ermordet. Fünf Jahre später wurde er für das Verbrechen zum Tode verurteilt. Bei seiner nun vollstreckten Hinrichtung verwendeten die Behörden in Ohio - siehe auch Story in der Infobox - erstmals eine umstrittene Mischung aus dem Beruhigungsmittel Midazolam und dem Schmerzmittel Hydromorphon.

Die tödliche Kombination war in den USA bisher noch nie zum Einsatz gekommen. Weil Ohio aber wie auch andere Bundesstaaten nach einem Ersatz für die bisher verwendeten Präparate europäischer Pharmaunternehmen, die den Gebrauch bei Hinrichtungen untersagt haben, sucht, musste McGuire nun als Versuchskaninchen herhalten.

Beweise für Bundesrichter nicht ausreichend
Der verurteilte Mörder hatte sich gegen die Vollstreckung des Todesurteils gewehrt, war zuletzt aber vor dem Obersten Gerichtshof gescheitert. Seine Anwälte hatten argumentiert, dass der Tod durch den neuen Medikamentencocktail gegen das in der Verfassung verankerte Verbot einer "grausamen Bestrafung" verstoße. Der zuständige Bundesrichter befand aber, es gebe keine Beweise für ein "substanzielles Risiko", dass der Verurteilte "starke Schmerzen" empfinden werde.

Die Hinrichtung McGuires war die dritte Vollstreckung der Todesstrafe in den USA seit Jahresbeginn.

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