Mit Kurden gemeinsam

Schweizer Christen kämpfen in Syrien gegen IS

Ausland
24.08.2014 15:13
Schweizer Christen sind offenbar tief in den Krieg in Syrien und Irak verstrickt, berichtet die Schweizer "Sonntags-Zeitung". Zehn Personen sollen sich einer Christen-Miliz angeschlossen haben, die den kurdischen Peshmerga-Kämpfern untersteht. Auch Geldspenden fanden den Weg ins syrische Kriegsgebiet, wo Christen und Andersgläubige immer wieder Opfer der radikalen Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) werden.

Der Verteidigungsrat der Suryoye, genannt Syriac Military Council (SMC), ist der militärische Arm der Volksgruppe der christlichen Aramäer, Assyrer und Chaldäer (Suryoye). Diese hätte im Nordosten Syriens ihre eigene Miliz aufgebaut, nachdem sich die Truppen von Präsident Bashar al-Assad zurückgezogen hatten und die islamistischen Rebellen immer stärker geworden seien, heißt es in dem Bericht. Unterschiedliche Quellen sprechen von bis zu 1.000 Mann unter Waffen.

Der SMC hat sich seit Jahresbeginn 2014 den kampfstarken kurdischen Volksverteidigungseinheiten in Nordsyrien unterstellt. Ein Reporter der "Sonntags-Zeitung" traf in einem SMC-Ausbildungslager zwei Schweizer: Einer davon, der 31-jährige Tessiner Johann Cosar, trainiert im Camp außerhalb der syrischen Provinzstadt Qamishli Rekruten. Er habe selbst bereits einige Islamisten erschossen, gab er an.

Cosar diente nach eigenen Angaben fünf Jahre als Berufsoffizier in der Schweizer Armee, was diese gegenüber der Zeitung allerdings nicht bestätigt hat. Cosars Vater war Spitzenpolitiker einer christlich-syrischen Partei. Vor einem Jahr wurde dieser verschleppt und sei vermutlich vom Regime ermordet worden, berichtet Cosar.

"Sicherung unseres Volkes und unserer Kultur"
Auch der Kommandant der Brigade spricht Schweizer Dialekt. "Uns geht es generell um die Sicherung unseres Volkes, unserer Sprache und unserer christlichen Kultur", erklärte der 42-jährige Gewargis Hanna. Dafür seien er und Cosar in ihre syrische Heimat zurückgekehrt. Aufgewachsen seien sie in der Schweiz, wo ihnen "Basiswerte von Demokratie und Glaubensfreiheit" vermittelt worden seien. An eine Rückkehr denken sie nicht. "Wir sind bereit, in unserer Heimat zu sterben", so Cosar.

Auch im Irak haben sich Schweizer Christen bewaffneten Gruppen angeschlossen. Ein 58-jähriger aus dem Irak stammender Schweizer kämpft in Bagdad im Rang eines Obersts. "Man muss etwas tun, um den Untergang des Christentums zu verhindern", erklärte der Offizier. Seine Familie lebe immer noch im Kanton Zürich.

165.000 Euro Spenden für den Kampf gegen IS
Der SMC erhielt dem Blatt zufolge schon mindestens 100.000 bis 200.000 Schweizer Franken (rund 165.000 Euro) von der Miliz nahestehenden Schweizern. Hinter den Spendensammlungen stehen eingebürgerte Suryoye-Aktivisten im Aargau und Tessin. Die rechtliche Situation dafür ist unklar. Strafbar ist zwar die Finanzierung von Terrorgruppen, was genau darunter fällt, müssen aber Gerichte klären.

Die Aktivisten sprechen von zehn Schweizern, die sich dem SMC bereits angeschlossen hätten, weitere würden es sich überlegen. Namen wollten sie keine nennen, denn den Rekruten droht ein Verfahren der Schweizer Militärjustiz wegen "fremdem Militärdienst".

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