3200 km zum Attentat

Paris: Terror-Duo kam über Flüchtlingsroute

Ausland
18.11.2015 16:50
In der Horrornacht von Paris sprengte sich Ahmad al Mohammad (25) um 21.17 Uhr vor dem Stade de France in die Luft, riss einen Passanten mit in den Tod. Jetzt haben Polizei und Geheimdienste die Reiseroute des IS-Mörders rekonstruiert: Der Terrorist kam eindeutig über die Flüchtlingsroute - und er hatte einen Komplizen.

"Die Tickets für die Fähre kosteten 51,40 Euro. Am 4. Oktober hat dieser Mann bei mir auf Leros bezahlt, am 5. Oktober kam die Fähre in Piräus an", erzählte Dimitris Kastis (42), der Besitzer des Reisebüros "Kastis Travel Agency" auf der kleinen griechischen Insel, jetzt einem Reporterteam von Reuters. Ahmad al Mohammad, einer der Selbstmordattentäter vom 13. November, nutzte also tatsächlich die Flüchtlingsroute für seine Terrorpläne.

Und was die Geheimdienste in allen europäischen Ländern höchst beunruhigt: Gleichzeitig mit Mohammad kaufte noch ein weiterer, bisher nicht identifizierter Mann ebenfalls ein Fähr-Ticket und begleitete den IS-Mörder an Bord.

Fingerabdrücke auf Insel mit jenen von Paris ident
Die Terroristen wurden von den EU-Behörden auf Leros gleich nach ihrer Ankunft aufgrund ihrer syrischen Pässe als Flüchtlinge anerkannt: Ihre Fingerabdrücke wurden in die EU-Datenbank Eurodac eingespeichert. Deshalb war die Identifizierung Mohammads nach dem Anschlag in Paris rasch möglich.

In nur zwei Tagen schaffte der Islamist dann die 733 Kilometer von Athen bis zum Flüchtlingslager in der serbischen Stadt Presevo. Dort wurde er laut serbischer Polizei erneut registriert. Von seinem Begleiter wusste die Exekutive aber nichts - er könnte zu diesem Zeitpunkt bereits getrennt von Mohammad unterwegs Richtung Österreich und Deutschland gewesen sein.

Keine Kontrolle - Täter schnell durch Österreich
Am 8. Oktober kam Ahmad al Mohammad im kroatischen Flüchtlingscamp Opatovac an, erfuhr das Reuters-Team vor Ort von den Behörden. Keine 24 Stunden später hat der IS-Mörder das Lager wieder verlassen, um auf der Balkan-Route weiterzuziehen - und damit endete seine Spur. "Klar: Weil in diesen Oktoberwochen absolut keine Kontrollen der Flüchtlinge stattgefunden haben. Weder in Nickelsdorf noch am Beginn des Zustroms in Spielfeld", sagte dazu ein österreichischer Ermittler gegenüber der "Krone".

Der weitere Verlauf der 3200 Kilometer langen Route ist klar: In Österreich war es für den Terroristen unkompliziert, über die Grenze in Walserberg zu kommen. Es gilt als wahrscheinlich, dass auch Ahmad al Mohammad ohne jede Kontrolle gratis mit einem Bus oder Zug nach Deutschland weiterchauffiert wurde - und so noch schneller als gedacht an sein Ziel kam.

Video: Razzia gegen Paris-Drahtzieher

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