Klage in den USA

Missbrauch: Vatikan weist Vorwürfe als “haltlos” zurück

Ausland
23.04.2010 12:43
Nach der Klage eines mutmaßlichen US-Missbrauchsopfers gegen den Vatikan hat ein Jurist in Rom die Vorwürfe als "völlig haltlos" zurückgewiesen. Es handle sich um den Versuch "gewisser US-Anwälte, das Gerichtsverfahren als PR-Instrument einzusetzen", erklärte der Vatikan-Anwalt Jeffrey Lena am Freitag in Rom. Im Gegensatz zu vielen anderen Klagen von Missbrauchsopfern sei die jüngste Klage aus den USA nicht rechtmäßig.

Der Anwalt eines mutmaßlichen Missbrauchsopfers hatte am Donnerstag Klage gegen den Papst sowie seine Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone und dessen Vorgänger Angelo Sodano eingereicht. Damit will der anonyme Kläger den Vatikan zwingen, interne Untersuchungsberichte zu Missbrauchsfällen herauszugeben.

Oberster Gerichtshof am Zug
Laut dem Anwalt Jeff Anderson fordert sein Mandant den Rücktritt aller Priester, die sich an Kindern vergangen haben, und der Würdenträger, die "Komplizen der Verbrechen" waren. Der Oberste Gerichtshof der USA muss nun entscheiden, ob der Vatikan vor einem US-Gericht überhaupt zur Rechenschaft gezogen werden kann.

Bei dem Kläger handelt es sich um einen Mann, der von dem Priester Lawrence Murphy missbraucht worden sein soll. Murphy soll sich in den 50er-Jahren an mehr als 200 Buben vergangen haben, die in einem Internat für gehörlose Kinder im Staat Wisconsin lebten.

Papst wusste angeblich Bescheid
Nach von Anderson im März vorgelegten Dokumenten wusste Papst Benedikt XVI. von den Anschuldigungen gegen den Priester, ohne dass er jedoch Konsequenzen aus dem Missbrauchsfall gezogen haben soll. Der Vatikan-Anwalt bestreitet das.

Bischofs-Rücktritt angenommen
Indes hat der Papst die Demission des belgischen Bischofs Roger Vangheluwe angenommen. Der 73-jährige Bischof war zurückgetreten, weil er vor Jahrzehnten einen Jugendlichen sexuell missbraucht hatte. Vangheluwe war seit Dezember 1984 in Brügge im Amt und damit der dienstälteste Diözesanbischof der katholischen Kirche in Belgien. Das vatikanische Presseamt veröffentlichte zugleich eine Erklärung Vangheluwes, in der dieser erklärte, als Priester in früheren Jahren einen Jugendlichen sexuell missbraucht zu haben. Er habe sich bei dem Opfer und seiner Familie entschuldigt. Auch in seiner Zeit als Bischof habe er sich noch an dem Jungen aus seinem Umfeld vergangen, schrieb Vangheluwe. "Das Opfer trägt noch an den Folgen", hieß es in dem Brief.

Über Rücktrittsgesuche von Bischöfen entscheidet der Papst - bisweilen dauert es mehrere Monate, bis die Entscheidung fällt. Der Augsburger Bischof Walter Mixa hatte am Mittwoch seinen Rücktritt angeboten. Mehrere ehemalige Heimkinder hatten ihm vorgeworfen, sie während seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen in Bayern geschlagen zu haben. Über Mixas Rücktrittsgesuch hat der Vatikan noch keine Entscheidung veröffentlicht.

Die katholische Kirche wird derzeit von einer Welle von Enthüllungen über Missbrauchsfälle in verschiedenen Ländern erschüttert. Der Vatikan wird dabei mit Vorwürfen konfrontiert, Fälle sexuellen Missbrauchs vertuscht zu haben. Dabei ist auch der Papst persönlich in die Kritik geraten. Benedikt XVI. war noch als Kardinal Joseph Ratzinger als Vorsitzender der Glaubenskongregation lange Zeit auch für Disziplinarmaßnahmen zuständig gewesen.

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