Krise? Welche Krise?

Brieftaschen der Banker quellen dank neuer Boni über

Ausland
02.02.2011 16:58
Ein neuer Porsche, ein schickes Appartement im angesagten New Yorker Stadtteil Soho oder zumindest ein ausgedehnter Urlaub in der Karibik - diese Träume können sich viele Banker jetzt locker erfüllen. Es ist Zahltag an der Wall Street. Und weil die Großbanken im vergangenen Jahr gute Geschäfte gemacht haben, dürfte der Gehaltsscheck üppig ausfallen. Die 25 größten Firmen schütten alleine 135 Milliarden Dollar (97,8 Milliarden Euro) aus.

"Die Dinge entwickeln sich dahin, wo sie vorher waren", kommentierte Juraprofessor und Gehaltsexperte J. Robert Brown von der Universität Denver die Zahlen. Die schwere Finanzkrise, die vor zweieinhalb Jahren mit dem Kollaps der Investmentbank Lehman Brothers ihren traurigen Höhepunkt erreichte, scheint vollkommen vergessen.

Im Schnitt bekommt jeder Banker für das vergangene Jahr 141.000 Dollar und damit drei Prozent mehr als im Vorjahr. Die viel kritisierten Boni gehen zwar etwas zurück, doch dafür stieg das Festgehalt. Oder die Boni werden in Aktien gezahlt, die mehrere Jahre gehalten werden müssen. Das soll das Denken in kurzfristigen Gewinnen ausmerzen.

Einschnitte gab es nur im Krisenjahr 2008
Lediglich 2008 hatten die Banker angesichts milliardenschwerer Verluste Einschnitte hinnehmen müssen, seitdem geht es wieder aufwärts. Die großen Banken stellen wieder ein, was sich in vor allem in den guten Gegenden von Manhattan bemerkbar macht: Der Wohnungsleerstand nimmt ab, die Mieten steigen. Eine 50-Quadratmeter-Wohnung kostet im Monat schnell 2.000 Dollar und mehr. Selbst die millionenschweren Stadthäuser auf der noblen Upper East Side finden wieder Käufer.

Für einen gut verdienenden Banker, und von denen gibt es nicht wenige in der Finanzhauptstadt New York, sind derlei Immobilien durchaus erschwinglich. Nach einer Auflistung des Finanzdienstleisters Bloomberg kann ein erfahrener Spezialist für Firmenzusammenschlüsse durchaus zwei Millionen Dollar im Jahr nach Hause tragen, ein Wertpapier- oder Ölhändler bringt es auf eine Million Dollar.

Selbst Durchschnittsverdiener machen Reibach
Selbst die Durchschnittsverdienste bei den ganz großen Häusern sehen noch beeindruckend aus: Die Investmentbanker der Geldmaschine Goldman Sachs bekommen für das abgelaufene Jahr 431.000 Dollar, die von JPMorgan Chase 370.000 Dollar und selbst die Mitarbeiter der zwischenzeitlich Verluste schreibenden Investmentbank Morgan Stanley kommen auf knapp 257.000 Dollar.

Während der Krisenzeit hatte sich vor allem das Geschäft mit Anleihen als äußerst lukrativ erwiesen, angefeuert von billigem Geld der Notenbanken. Mittlerweile läuft auch das lange verlustreiche Kreditgeschäft wieder besser. Denn die Arbeitslosigkeit in den USA geht zurück und die Menschen können ihre Raten wieder zahlen.

Die Bankchefs merken's am eigenen Leibe: Der Lenker der fast pleitegegangenen Citigroup, Vikram Pandit, bekommt nun statt einem Dollar Grundgehalt 1,75 Millionen Dollar im Jahr plus Boni. Der Chef der verlustreichen Bank of America erhält für das vergangene Jahr zusätzlich zu seinem Grundgehalt von 950.000 Dollar auch noch einen Aktienbonus von mehr als neun Millionen Dollar. Beide Banken waren mit Steuerzahler-Milliarden gerettet worden.

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