Flüchtlingskrise

Falscher Konrad wirbt für Mega-Brücke nach Afrika

Österreich
28.09.2015 21:54
Eine Brücke zwischen Nordafrika und Europa soll das Massensterben im Mittelmeer beenden, wirbt Österreichs Flüchtlingskoordinator Christian Konrad am Montag in einer Videobotschaft für das "größte EU-Infrastrukturprojekt aller Zeiten". Doch wer jetzt glaubt, es werde demnächst unter der Federführung Österreichs tatsächlich mit dem Bau einer 230 Kilometer langen Steinbrücke von Tunesien nach Italien begonnen, liegt falsch...

... denn bei der aufwendig gestalteten Video-Ankündigung dieses "Jahrhundertwerks der Humanität" handelt es sich um Aktionismus des Kunstprojekts "Zentrum für politische Schönheit", das neben Computeranimationen des angeblichen Bauvorhabens eine durchaus echt klingende Off-Stimme von Konrad - die etwa mit den genialen Stimmgebern von Maschek locker mithalten kann - für ihre Brücken-Präsentation zum Einsatz bringt.

"Machen wir aus Festung Europa ein offenes Haus"
Das Kunstprojekt lässt in der fingierten Botschaft - Video samt Presseaussendung - den angeblichen Konrad für die Brücke zwischen Nordafrika und Europa werben. "Mitmenschlichkeit ist eine Win-win-Situation für alle. Machen wir aus der Festung Europa ein offenes Haus", sagt der falsche Konrad in dem am Montag auf YouTube veröffentlichten Video.

230 Kilometer lang, 230 Milliarden Euro Baukosten, Fertigstellung im Jahr 2030: Schon die genannten Zahlen des Mega-Bauprojekts lassen dabei aufhorchen. Nach der Idee des vermeintlichen Ex-Bankers und Flüchtlingskoordinators soll künftig eine Steinbrücke von Tunesien nach Italien führen - und damit den Tod Tausender Flüchtlinge bei der Überfahrt über das Mittelmeer verhindern.

In der Videobotschaft verkündet der falsche Konrad sein Vorhaben als neue "Lebensader zweier Kontinente". "Viele dürften sich gefragt haben, was ich als frisch gebackener Flüchtlingskoordinator gegen die aktuelle Lage eigentlich tue. Als Macher und Mann der Wirtschaft bin ich kein Freund der großen Worte." Benannt wird die Brücke nach Jean Monnet, dem französischen Unternehmer und Wegbereiter der europäischen Einigung. "Mit der Jean-Monnet-Brücke beweisen wir der Welt, dass Humanität sich auch wirtschaftlich rechnet", verkündet der falsche Konrad in dem Video.

1000 Rettungsplattformen sollen Bauzeit überbrücken
Um die Zeit bis zur Fertigstellung der imaginierten Querung zu überbrücken, sollen schon im Oktober 1000 aufblasbare Rettungsplattformen aus rotem Plastik zu Wasser gelassen werden, wie in dem Video weiter zu sehen ist. In der entsprechenden Presseaussendung werden Journalisten aus aller Welt noch Plätze auf dem Montageschiff angeboten, wenn am 1. Oktober die erste dieser sechs mal sechs Meter großen Plattformen vor der italienischen Küste fest verankert werden soll.

Auch Außenminister Sebastian Kurz meldet sich dazu mit einem fingierten Statement zu Wort. Er bezeichnet die Rettungsinseln demnach als "Sieg der Vernunft auf gleich zweifache Weise: ein Sieg der humanitären und ein Sieg der ökonomischen Vernunft".

Künstler wollen auf Chancen zur Rettung von Leben hinweisen
Egal was man nun von der Aktion hält - die dafür verantwortlichen aktionistischen Künstler sehen ihre Fantasie-Brücke jedenfalls als Möglichkeit, auf reale Chancen zur Rettung von Menschenleben hinzuweisen. "Utopie ist eine Waffe", sagte der Gründer des "Zentrums für politische Schönheit", Philipp Ruch.

Die Kunst-Guerilleros um den Deutsch-Schweizer hatten bereits im Juni im Rahmen der Aktion "Die Toten kommen" mit symbolischen Flüchtlingsgräbern Aufsehen erregt. Vor dem Bundeskanzleramt in Berlin und vor dem Parlament in Wien schüttete die Kunstgruppe Erdboden auf und pflanzte schlichte Holzkreuze darin, um, nach ihrer Darstellung, die Toten an Europas Grenzen zu den Mächtigen zu bringen.

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