Letzter Ausweg

Museum bei Neapel verbrennt Kunst aus Protest

Ausland
18.04.2012 13:17
Ein süditalienisches Museum hat seine Drohung wahr gemacht und mit der spektakulären Verbrennung eines Kunstobjektes gegen seine finanzielle Not und fehlende Aufmerksamkeit protestiert. Ein Acrylbild der französischen Künstlerin Séverine Bourguignon mit dem Titel "La Promenade" war das erste Werk, das Antonio Manfredi, der Direktor des auf zeitgenössische Kunst spezialisierten Museums, am Dienstagabend in Casoria in Brand steckte.

Der Direktor des bei Neapel gelegenen Privatmuseums sprach von einem "Opfer zum Wohle von Kunst und Kultur", berichtete die Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" am Mittwoch. Manfredi sieht sich als Vorreiter gegen die Kunstkrise - denn auch andere Kunstmuseen in Italien stecken in Schwierigkeiten.

Protest aufgrund fehlender Unterstützung
Den ganzen Dienstag über habe er zuvor noch auf ein Zeichen der Unterstützung von staatlicher Seite gehofft, sagte Manfredi. Dem Museum fehle es an Geld und an Räumen für die Kunstwerke. Doch das Kultusministerium in Rom erklärt sich für nicht zuständig und hat im Übrigen mit den Problemen der staatlichen Museen genug zu tun.

Die Malerin des Bildes, das eine rosa Blume zeigte und bis zu 10.000 Euro wert gewesen sein soll, war während der Verbrennung über Skype zugeschaltet. Sie nannte die Verzweiflungstat des Museums eine notwendige politische Aktion. Am Mittwochabend will die Künstlerin Rosaria Matarese aus Neapel als nächste eines ihrer Werke anzünden.

Drei Werke pro Woche sollen Raub der Flammen werden
Wöchentlich sollen nun drei Werke verbrannt werden. Das Museum der 80.000-Einwohner-Stadt hat dafür ein Dutzend Werke internationaler Künstler ausgesucht. Alle Künstler seien während der Aktion anwesend oder via Internet dabei. Man mache weiter, bis Hilfe komme, sagte Manfredi. Er sei die Spitze eines Protestes und setze auf die Unterstützung "europäischer Künstler, die dieselben wirtschaftlichen Probleme haben wie wir".

"Ohne Investitionen ist es ohnehin besser, die Kunstwerke zu zerstören", hatte das Museum seinen ungewöhnlichen Schritt begründet. Er folge auf viele vergebliche Hilferufe an nationale und europäische Stellen. "Die 1.000 internationalen Kunstwerke unserer zeitgenössischen Sammlung würden sowieso wegen der Gleichgültigkeit der Institutionen vor der Zerstörung stehen", erläuterte Manfredi.

Nach Darstellung des Direktors hat das 2005 gegründete Museum zwei Jahre der Drohungen und des Vandalismus hinter sich. Manfredi führte diese feindseligen Akte auf Ausstellungen zur Mafia, zur Immigration, zu Zensur und Pädophilie zurück. Das nicht subventionierte Museum ist nach seinen Angaben auf einer Fläche von etwa 3.000 Quadratmetern in einer ehemaligen Schule entstanden. Die rund 1.000 Kunstwerke stammten von Künstlern aus über 60 Nationen.

Zeitgenössische Kunst in tiefer Krise
Eine tiefe Krise der zeitgenössischen Kunst im Italien der wirtschaftlichen Rezession beklagt auch die Amaci-Vereinigung, die 27 Kunsteinrichtungen dieses Sektors vertritt. Demnach solle das Maxxi-Museum für die Kunst des 21. Jahrhunderts in Rom wegen finanzieller Probleme stärker staatlich kontrolliert werden. In Trient wiederum beschneide die Kommune die Mittel für die Galleria Civica, und ein Museum in der sardischen Hauptstadt Cagliari warte seit Monaten auf einen Leiter. Auch in Palermo und Neapel kämpften Museen mit Problemen. Der Verband dringt nun darauf, von Regierungschef Mario Monti angehört zu werden.

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