Mit Waffengewalt

Deutscher in Afghanistan entführt

Ausland
17.12.2007 15:39
In der nordwestafghanischen Provinz Herat ist ein Deutscher entführt worden. Der Mann ist laut Angaben der afghanischen Polizei bereits am Sonntagabend von vier bewaffneten Männern verschleppt worden. Auch die afghanische Frau und das Kind des 42-Jährigen wurden nach Angaben der Hilfsorganisation Grünhelme, für die der Mann zwischen 2003 und 2004 tätig war, entführt. Unklar war zunächst, ob die Taliban für die Verschleppung verantwortlich sind.

"Er war auf dem Weg zum Haus seines Schwiegervaters. Auf einer Straße wurde er von vier unbekannten bewaffneten Männern entführt", sagte der zuständige Polizeichef Ali Khan Husseinsada aus der Provinz Herat. Die afghanischen Sicherheitskräfte seien bereits auf der Suche nach ihm. Der zum Islam konvertierte Tischlermeister ist laut der Polizei und der Hilfsorganisation Grünhelme mit einer Afghanin verheiratet und hat mit ihr ein Kind.

Der entführte Deutsche sei nach Ende seines Hilfseinsatzes für Grünhelme 2004 in Herat geblieben und habe versucht, dort eine bürgerliche Existenz aufzubauen, sagte Mazyek. Er sei am Aufbau einer Tischler-Werkstatt in der Stadt Toteschi beteiligt gewesen. "Wir sind betroffen und bestürzt und hoffen, dass die Bundesregierung alles tun wird, damit die Geiseln schnell in Freiheit kommen", erklärte er. Grünhelme errichten im Nordwesten Afghanistan Schulen, Werkstätten und Krankenhäuser. Die Hilfsorganisation hat nach eigenen Angaben aber vor knapp zwei Jahren alle deutschen Mitarbeiter aus Angst vor Entführungen aus dem Land abgezogen.

Der afghanische Handels- und Industrieminister Amin Farhang erklärte gegenüber der "Mitteldeutschen Zeitung" (Dienstagsausgabe), er kenne K. und werde sich persönlich für dessen Befreiung einsetzen. "Das ist ein sehr netter, sehr engagierter Deutsch-Muslim", sagte er der Zeitung. Er habe vor ein paar Jahren mit K. bei der Anerkennung der Grünhelme als Nichtregierungsorganisation zusammengearbeitet. Sollte sich die Entführung bestätigen, werde er "alles tun", damit K. heil und gesund herauskomme.

Schon mehrfach Deutsche entführt
Der Deutsche ist bereits der fünfte Deutsche, der in diesem Jahr in Afghanistan entführt wurde. Am 10. Oktober war der Ingenieur Rudolf Blechschmidt nach fast dreimonatiger Geiselhaft in Afghanistan freigelassen worden. Er war zusammen mit seinem Kollegen Rüdiger D. im Juli in der Provinz Wardak südwestlich von Kabul verschleppt worden. Rüdiger D. wurde in der Geiselhaft nach einem Kreislaufzusammenbruch erschossen.

Im Juni wurde ein deutscher Mitarbeiter der US-Entwicklungsbehörde USAID im Südwesten Afghanistans entführt und nach einer Woche wieder freigelassen. Eine deutsche Mitarbeiterin der Hilfsorganisation "ora international" wurde im August in Kabul aus einem Restaurant verschleppt. Die Polizei befreite die 31-jährige schwangere Frau bereits am Folgetag.

Übergriffe auf NATO- und US-Soldaten

In der Provinz Herat war es in den vergangenen Monaten häufiger zu Übergriffen auf NATO- und US-Soldaten gekommen. Im September wurden zwei italienische Soldaten in Begleitung ihres Fahrers und ihres Dolmetschers verschleppt. Ein Einsatzkommando der NATO befreite sie anschließend gewaltsam aus der Hand ihrer Entführer. Zu Unruhen und heftigen Protesten kam es in der Region auch, nachdem bei Luftangriffen der US-geführten Koalition im Frühjahr rund 50 Zivilisten starben.

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