Kammer schlägt Alarm

Kein einziger Bewerber für 17 Arztstellen

Tirol
04.08.2017 14:23

Die Urlaubszeit ist nicht schuld daran. Vielmehr sieht die Ärztekammer Tirol die Auswirkungen verfehlter Gesundheitspolitik in der Praxis angekommen. Bei der aktuellen Ausschreibung hat es erschreckend wenige Bewerber für 21 offene Kassenstellen gegeben, 17 bleiben unbesetzt. Nicht nur in Landgemeinden!

Ärztekammer-Präsident Artur Wechselberger spricht von einem sich mittlerweile wiederholenden Szenario. Insgesamt hat die Tiroler Kammer aktuell 21 Arztstellen mit Kassenvertrag ausgeschrieben. Für die neun Hausarztstellen bewarben sich nur drei Kandidaten. Nicht besser schaut es bei den Fachärzten aus. Nur für eine von zwölf Stellen gab es überhaupt Bewerber. In Summe bleiben somit 17 Stellen unbesetzt.

Überall Problemregionen

Zumindest die Hausarztpraxen in Hopfgarten, Zell am Ziller und Söll konnten besetzt werden. Offen bleiben Kufstein, Kitzbühel, Lienz, Telfs, Fließ bei Landeck und Kirchberg. "Die meisten dieser Posten sind weit weg von entlegenen ländlichen Problemregionen, für deren Versorgung die Tiroler Politik sogar eine eigene Medizin-Uni errichten will", so Wechselbergers Seitenhieb auf die Landesregierung. Der Ärztekammer-Präsident ist überzeugt, dass eine eigene Medizin-Ausbildung das Problem nicht löst.

Viele Fächer unbesetzt

Der Hausärztemangel ist mittlerweile chronisch. Es krankt aber in immer mehr Fächern. Erfolglos gesucht wurden u. a. Frauenärzte für Innsbruck und Wörgl, Augenärzte für St. Johann und (immer noch) Reutte. Auch drei Psychiatriestellen im Inntal sind unbesetzt. Ebenso eine HNO-Stelle in Innsbruck und die Kinderheilkunde in St. Johann.

Lieber Wahlarzt

Dass die Versorgungslücke an zu wenig Ärztenachwuchs liegt, das glaubt Wechselberger nicht. Vielmehr seien Kassenstellen mittlerweile viel zu unattraktiv. Auch mit den geplante Primärversorgungszentren sieht der Ärztekammer-Präsident keine Erleichterung in Sicht. Der Zwang zu kassenärztlichen Gemeinschaften werde nicht funktionieren. Lieber würden sich Mediziner als Wahlarzt niederlassen, verweist Wechselberger auf stark steigende Zahlen.

Druck von den Spitälern

Das Problem wird weiter wachsen. Die Spitäler versuchen, ihre Ambulanzen zu entlasten und Patienten in den niedergelassenen Bereich zu lenken. Doch dort fehlt die Kapazität. Dafür brauche es rasch Lösungen, drängt Wechselberger.

Claudia Thurner, Kronen Zeitung

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