Verzichtet er jetzt?

Frankreich: Fillon kommen Vertraute abhanden

Ausland
03.03.2017 21:45

In Frankreich gerät der konservative Präsidentschaftskandidat Francois Fillon wegen einer Scheinbeschäftigungsaffäre immer mehr in Bedrängnis. Nachdem am Donnerstag seine Wohnung in Paris durchsucht wurde, sind am Freitag der Pressesprecher und der Wahlkampf-Leiter des früheren Premierministers zurückgetreten. Fillon steht seit Wochen wegen angeblicher Scheinbeschäftigungen seiner Ehefrau Penelope und zwei seiner Kinder unter Beschuss. Die französische Justiz ermittelt unter anderem wegen des Verdachts der Veruntreuung staatlicher Gelder.

Fillon hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass ihn Untersuchungsrichter für den 15. März vorgeladen haben. Dann soll seinen Angaben zufolge ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet werden. Penelope Fillon war jahrelang als parlamentarische Mitarbeiterin für ihren Mann und dessen Nachfolger in der Nationalversammlung angestellt gewesen. Die investigative Zeitung "Le Canard Enchaine" hat die Beschäftigung Ende Jänner aufgedeckt und Zweifel geweckt, ob Fillons Gattin dafür tatsächlich gearbeitet hatte.

Parteifreunde wenden sich von Fillon ab
Der frühere Premier hält trotzdem an seiner Kandidatur fest und hat sich damit den Unmut vieler Parteifreunde zugezogen, die eine Kandidatur unter diesen Umständen für nicht mehr möglich halten.

Am Freitag stellte Fillons Pressesprecher Thierry Solere sein Amt zur Verfügung. "Ich habe mich entschlossen, meine Aufgabe als Pressesprecher von Francois Fillon zu beenden", teilte er mit. Am Abend warf dann auch der Wahlkampf-Leiter des Präsidentschaftskandidaten das Handtuch. Sein Rücktritt sei "unwiderruflich" und trete Sonntagabend in Kraft, sagte Patrick Stefanini der Zeitung "Liberation".

Schon am Mittwoch hatte sich der frühere Landwirtschaftsminister Bruno Le Maire aus Fillons Wahlkampfteam zurückgezogen. Zudem erklärte die Zentrumspartei UDI, ihre Unterstützung für den konservativen Präsidentschaftskandidaten vorerst auszusetzen.

Juppe würde einspringen
Am Freitag verlautete aus dem Umfeld des früheren Premiers Alain Juppe, dieser würde Fillon nach dessen möglichem Rückzug ersetzen. Bisher hatte es der Bürgermeister von Bordeaux abgelehnt, für Fillon einzuspringen, sollte dieser wegen der Scheinbeschäftigungsaffäre auf seine Kandidatur zu verzichten.

Umfragewerte im Sturzflug
Am Donnerstag hatte sich Fillon noch betont selbstbewusst gegeben: "Die Basis hält", sagte er vor einem Wahlkampfauftritt in der südfranzösischen Stadt Nimes. "Ich stütze mich auf die Franzosen." Allerdings sind die Umfragewerte des Konservativen seit dem  Beginn der Affäre Ende Jänner im Sturzflug. Nach jetzigem Stand würde er den Einzug in die Stichwahl am 7. Mai verfehlen, er liegt in Umfragen hinter der rechtsextremen Front-National-Chefin Marine Le Pen und dem parteilosen Mitte-Kandidaten Emmanuel Macron.

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