Wenig Veränderung

Enorme Gehaltskluft zwischen Männern und Frauen

Wirtschaft
02.03.2017 07:20

Alle zwei Jahre erstellt der Rechnungshof gemäß einem gesetzlichen Auftrag und in Zusammenarbeit mit der Statistik Austria einen Bericht über die Entwicklung der Einkommen in Österreich. Das Zahlenwerk sorgt regelmäßig für breite mediale Aufmerksamkeit.

Wie die Daten zu interpretieren sind, darüber gehen die Meinungen allerdings auseinander, auch unter den Politikern. Keine Zweifel gibt es hingegen an der noch immer enormen Gehaltskluft zwischen Männern und Frauen: Auch bei Vollzeit verdienen Arbeiter und Angestellte ein Drittel weniger als ihre männlichen Kollegen, wobei die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen in Wien am geringsten und in Vorarlberg am größten sind.

Gemäß dem Einkommensbericht 2016 gab es 2015 knapp 4,23 Millionen unselbständige Erwerbstätige, Lehrlinge nicht mitgerechnet. Das mittlere Bruttojahreseinkommen (Median) betrug 26.678 Euro, das heißt, die eine Hälfte der Beschäftigten verdiente mehr, die andere weniger. Die Differenz zwischen Männern (33.012 Euro) und Frauen (20.334 Euro) ist enorm und bleibt auch bei Herausrechnen von Teilzeit- und Saisonbeschäftigten groß.

Frauen verdienen auch in Vollzeit deutlich weniger
Ganzjährig vollzeitbeschäftigte Arbeiter erzielten laut des Berichts mit 23.778 Euro lediglich 70,26 Prozent des mittleren Bruttojahreseinkommens ihrer männlichen Kollegen (33.843), noch größer ist der Unterschied bei Angestellten (66,57 Prozent). Dass insgesamt bei Vollzeitarbeit "nur" ein Einkommensunterschied zwischen den Geschlechtern von 17,33 Prozent übrig bleibt, ist dem öffentlichen Dienst zu verdanken, in der Gruppe der Beamten haben Frauen die Nase sogar leicht vorne.

Beamtengehälter und Beamtenpensionen nach wie vor hoch
Bei Beamten ist die überproportional gute Einkommensentwicklung nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass der Altersschnitt in dieser Gruppe aufgrund des weitgehenden Pragmatisierungsstopps deutlich gestiegen ist. Zudem gibt es unter den Beamten einen überdurchschnittlich hohen Akademikeranteil sowie wenig Teilzeitbeschäftigte.

Einen kleinen Lichtblick für Frauen gibt es bei einer Langfristbetrachtung der Einkommen. Demnach stieg das Median-Einkommen ganzjährig vollzeitbeschäftigter Frauen zwischen 2004 und 2015 inflationsbereinigt um 10,8 Prozent an, während der Zuwachs bei den Männern deutlich niedriger ausfiel (3,9 Prozent). Bei langfristigen stabilen Beschäftigungsverhältnissen (mindestens fünf Jahre durchgängig beschäftigt) kehrt sich das allerdings wieder um (Männer minus 11,38 Prozent, Frauen plus 8,26 Prozent).

Frauen brauchen höhere Bildung als Männer
Auffallend ist auch, dass Frauen in der Regel einen Hochschulabschluss benötigen, um das mittlere Bruttojahreseinkommen von Vollzeitbeschäftigten von knapp 40.000 Euro zu übertreffen, während bei Männern bereits ein Fachschulabschluss oder Matura genügen. Ein im Vergleich zu den Männern besonders niedriges Bruttoeinkommen haben Frauen in der Altersgruppe 30 bis 39.

Einkommenszuwächse von Pensionisten über der Inflationsrate
Im Mittel betrug das Bruttojahreseinkommen von Pensionisten mit Wohnsitz in Österreich 2015 19.834 Euro (Männer 25.828 Euro, Frauen 15.377 Euro). Alles in allem bezogen im Jahr 2015 etwas mehr 2,34 Millionen Personen eine Pension, Waisen- und Invaliditätspensionen mit eingerechnet. 55 Prozent davon waren Frauen, 11 Prozent lebten im Ausland. Bemerkenswert ist eine Aufstellung im Bericht, wonach der jährliche Einkommenszuwachs bei den Pensionisten in den vergangenen 14 Jahren mit nur zwei Ausnahmen stets sowohl über der Inflationsrate als auch über dem Preisindex für Pensionistenhaushalte lag.

Höchste Einkommen in Energiebranche, niedrigste im Tourismus
Die höchsten Bruttojahreseinkommen werden nach wie vor in der Energiebranche erzielt, wo es nur einen geringen Frauenanteil (19 Prozent) und einen geringen Teilzeitanteil (10 Prozent) gibt. Am untersten Ende der Skala rangiert der Bereich Beherbergung und Gastronomie, mit einem Frauenanteil von 59 Prozent und einem Teilzeitanteil von 44 Prozent. Unter den Arbeiter gibt es grundsätzlich geringere Einkommensunterschiede als unter den Angestellten.

Zahl der unselbständig Beschäftigten steigt
Beachtlich ist der generelle Anstieg der unselbständig Erwerbstätigen in den letzten 18 Jahren: Zwischen 1998 und 2015 gab es ein Plus von 25,1 Prozent, wobei dieses bei den Frauen 33,64 Prozent und bei den Männern 18,24 Prozent betrug. Von 2013 auf 2015 ist ein Zuwachs von 2,43 Prozent zu verzeichnen.

Überproportional zugenommen hat in diesen beiden Jahren die Zahl der atypisch Beschäftigten (4,8 Prozent), insgesamt fallen bereits 1,71 Millionen Erwerbstätige in diese Kategorie, zu der neben Teilzeitbeschäftigten etwa auch geringfügig Beschäftigte und Leiharbeiter zählen. Davon sind 70 Prozent Frauen.

Anstieg von Teilzeitarbeit
Das mittlere Jahreseinkommen aus unselbständiger Erwerbstätigkeit ging demnach zwischen 1998 und 2015 inflationsbereinigt um 3,5 Prozent zurück, bedingt durch ein herbes Minus bei den Arbeiter (Männer -7 Prozent, Frauen -18 Prozent, gesamt -13 Prozent). Ein wesentlicher Grund dafür ist - neben dem höheren Frauenanteil an den unselbständig Beschäftigten - der starke Anstieg von Teilzeitarbeit und kurzzeitiger Beschäftigung, der negativ auf die tatsächlich verfügbaren Jahreseinkommen durchschlägt.

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