Der schönere Bruder?

Mazda MX-5 RF: Erste Fahrt im verbotenen Targa

Motor
17.01.2017 19:24

Ein Cabrio, erst recht einen Roadster, zu einem Coupé mit Verdeckmechanismus zu machen, kann eigentlich nur schiefgehen. Könnte man meinen. Doch dann kam Mazda und verwandelte den MX-5 in etwas, das sie nicht Targa nennen dürfen und daher MX-5 RF heißt. Das ist ihnen so gut gelungen, dass man direkt fragen muss: Ist dies der schönere Mazda MX-5?

(Bild: kmm)

Fakt ist (in Zeiten wie diesen wird Subjektives ja gerne als Faktum dargestellt): Er ist bildschön geworden. Was unter anderem daran liegt, dass die Coupé-Form vom ersten Bleistiftstrich an mitentwickelt wurde, parallel zum Roadster, erklärt Kevin Rice, der Mazdas Design-Chef in Europa. Orientiert habe man sich an den Formen früherer Fahrzeuge, da stand sogar die Corvette C3 Pate. Oder auch der Ferrari Dino.

Rice lenkt den Blick auf Details am Fahrzeug. "Der neue Aufbau läuft bewusst schmal zusammen und läuft nach hinten aus, das lässt die Proportionen ganz anders wirken, obwohl die Karosserie exakt gleich ist." Tatsächlich wirkt die Motorhaube länger und vor allem die hinteren Kotflügel mächtiger. "Dabei sind das dieselben Bauteile wie beim Roadster", grinst der Designer.

Auf Knopfruck setzt das Ganze zu einem 13-sekündigen Ballett an und das Dach verschwindet zweigeteilt im Verdeckkasten, bevor das stahlverstärkte Kunststoffteil die Skulptur wieder komplett macht. Das geht nur bis Tempo 10. "Aus Sicherheitsgründen, für den Fall eines Unfalles", erläutert Projektleiter und MX-5-Mastermind Yamamoto san, der den Vorgang "Origami" nennt. Auch die Heckscheibe verschwindet, stehen bleibt ein herausnehmbares Plexiglasteil, das wie ein kleines Windschott wirkt.

Schnuppern statt baden
Dass der RF (= Retractable Fastback) auch mit geöffnetem Dach seine neuartige Form behält, stand nicht von vornherein fest: "Wir haben auch damit experimentiert, die gesamte Konstruktion zu versenken, aber das war zu kompliziert und dadurch langfristig zu heikel, was den problemlosen Betrieb betrifft." Nun ist Yamamoto san froh, dass es den Mazda MX-5 auch in einer Version für Leute gibt, die während der Fahrt zwar gerne ein bisschen Freiheit und Frischluft schnuppern wollen, aber nicht gleich im Fahrtwind baden.

Fahraktiv sollen sie aber alle sein, denn der Zweisitzer ist ein Sportwagen im besten Sinne: Heckantrieb, in jeder Hinsicht perfekt ausbalanciert, überzustreifen wie ein Handschuh und präzise zu bewegen. Leichter ist logischerweise der Roadster, 45,5 kg Mehrgewicht beim RF sind geblieben, nachdem alle Leichtbaumöglichkeiten ausgeschöpft waren. Ein paar Gramm waren es auch beim versteifenden X-Profil im Unterboden, allerdings nur als Nebeneffekt: "Weil der Wagen durch die Dachkonstruktion hinten steifer ist als der Roadster, mussten wir am Heck ein wenig Steifigkeit wegnehmen - der Gesamtbalance wegen." Yamamoto san genießt seine Erklärungen wie ein Winzer, der seinen Wein beschreibt. "An der Front hat sich ja nichts verändert."

Das Heck bittet zum Tanz
Auf kurvigen Landstraßen kommt im Coupé-Targa-RF-Mazda ebenso viel reine Freude auf wie im Roadster. Mit dem 160-PS-Motor des Testwagens lässt der kleine Japaner gerne das Heck tanzen; wenn man das ESP abschaltet, sogar richtig ausgelassen. Es fällt weder das Mehrgewicht auf, noch die Tatsache, dass der RF angeblich eine Spur steifer ist. Dazu bräuchte es wohl den direkten Vergleich. Laut Datenblatt liegen beim Standardsprint zwei Zehntelsekunden zwischen den Brüdern (Roadster 1000 kg/7,3 s, RF 1045 kg/7,5 s), bei 214 bzw. 215 km/h ist Schluss mit Beschleunigen.

Die Innenraummaße sind für große Insassen zwar grenzwertig, aber über dem Kopf geht es auch unterm Dach luftig zu. Nicht ideal sind die kräftigen Windgeräusche, die am Seitenfenster entstehen; das mag aber auch am Vorserienstatus der Fahrzeuge liegen.

Keine Einschränkung gibt es im Kofferraum - der schluckt weiterhin 127 Liter, also zwei Handgepäckstrolleys übereinander und noch ein wenig Kleinzeug außenrum.

Als Edel-Mazda platziert
Passend zur eleganten Erscheinung soll der Mazda MX-5 RF auch als das höherwertige Fahrzeug angeboten werden, daher ist er nur in den höheren Ausstattungsstufen erhältlich. Das bedeutet einen Einstiegspreis von 31.390 Euro für die 130-PS-Version und 35.190 Euro für den RF mit 160 PS. Gegen rund 2000 Euro Aufpreis bekommt man für diesen entweder ein Automatikgetriebe oder (Empfehlung) Bilstein-Fahrwerk und Recaro-Sportsitze.

Unterm Strich
Wer die nicht sonderlich gelungene Klappdachvariante der dritten Generation des Mazda MX-5 mit ihrem Aufsatzhelmchen vor Augen hat, wird sich diese schon lange ungläubig reiben - Mazda hat mit dem MX-5 RF einen großen Design-Wurf hingelegt. Ob er schöner ist als die Basis, kann jeder für sich selbst entscheiden. Auf der Straße sind sie beide Spaßbringer. Für autonome Autofahrer.

Warum?

  • Bestechende Optik bei bewährten Fahreigenschaften

Warum nicht?

  • Opulente Platzverhältnisse darf man sich nicht erwarten.

Oder vielleicht …

… auch noch 700 Euro in den Lack "machine grey metallic" investieren, für besondere Effekte.

Mit dem Mazda MX-5 auf der besten Straße der Welt:

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(Bild: kmm)



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