Schon 7000 obdachlos

Erneut schwere Nachbeben in Mittelitalien

Ausland
03.11.2016 05:25

Die Bewohner Mittelitaliens haben neuerlich eine Nacht voller Angst erlebt. Ein Nachbeben Donnerstagfrüh erreichte laut Angaben italienischer Medien eine Stärke von 4,8. Das Zentrum des Erdbebens lag in der Provinz Macerata in der Region Marken. Tausende Menschen, die die Nacht in Notunterkünften verbrachten, wurden geweckt. Zunächst lagen keine Berichte über größere Schäden vor, so der Zivilschutz.

Italien ist in den vergangenen Tagen von einer Serie von Erdbeben erschüttert worden. Seit dem verheerenden Erdstoß am Sonntag, der schwere Schäden anrichtete, haben mehr als 1100 Nachbeben die ohnehin schon verwüstete Region erschüttert. Fast 20 davon hatten eine Stärke von über 4, teilte die nationale Erdbebenwarte INGV mit.

Laut der Internetseite Earthquaketrack.com wurde das Epizentrum des Bebens in der Nacht auf Donnerstag zwei Kilometer neben dem Ort Pie' del Sasso in der Region Marken lokalisiert. Das Epizentrum lag nur zehn Kilometer in der Tiefe, wodurch die Schwankungen an der Oberfläche stärker ausfallen können.

Die Lage der Obdachlosen wird auch durch eine Schlechtwetterfront in der Region erschwert. 7000 Menschen zogen in leere Hotels an der Adria, die zur Verfügung gestellt wurden. Viele andere wollen jedoch ihre Gemeinden nicht verlassen. Die schweren Beben haben die Erdoberfläche auf 1100 Quadratkilometern deformiert, was aus einer Auswertung von Satellitenbildern hervorgeht. Am äußersten Rand des Bereichs habe sich der Erdboden um rund drei Zentimeter abgesenkt, im Inneren - in der Gegend um das Dorf Castelluccio bei Norcia - um bis zu 70 Zentimeter.

Renzi: "Wir werden alles wieder aufbauen"
Unterdessen beginnt die Regierung mit der Planung des Wiederaufbaus. Das Wirtschaftsministerium in Rom schätzt, dass die öffentliche Verwaltung im kommenden Jahr sechs Milliarden Euro für die Stabilisierung öffentlicher Gebäude und den Wiederaufbau ausgeben wird. Dazu will die Regierung mit einem am Freitag geplanten Dekret weitere Finanzierungen für den Wiederaufbau lockermachen. Damit sollen die Abläufe vereinfacht werden, mit denen die Gemeinden den Wiederaufbau finanzieren. "Das Geld ist vorhanden, der Wille auch. Wir werden alles wiederaufbauen, angefangen von der Basilika des Heiligen Benedikt in Norcia, des Schutzpatrons Europas", sagte Ministerpräsident Matteo Renzi. Wenn nötig, sei seine Regierung bereit, in Brüssel mehr Defizitflexibilität zu beanspruchen.

Zu diesem Schritt werde sich seine Regierung entschließen, sollten mehr Gelder als geplant für den Wiederaufbau notwendig werden. "Vorerst besteht kein Bedarf dazu", sagte Renzi. Er bekräftigte seinen festen Willen, die zerstörten Gemeinden in den Regionen Umbrien und Marken komplett wiederaufzubauen. Es sei ein "halbes Wunder", dass es bei einem Erdbeben mit einer Magnitude von 6,5, wie jenem am Sonntag, zu keinen Todesopfern wie beim Erdstoß im August gekommen sei.

Das Kulturministerium kämpft unterdessen um die Rettung der beschädigten Kunstschätze. 1500 Werke wurden bereits aus den zerstörten Kirchen und Museen im Erdbebengebiet geholt und in Sicherheit gebracht. Kulturminister Dario Franceschini versprach seinen vollen Einsatz zur Rettung der Kunstschätze im Erdbebenraum.

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