IS-Hochburg

Irak: Schlacht um Mossul – Blutbad befürchtet

Ausland
17.10.2016 09:51

In der Nacht auf Montag hat die irakische Armee ihre lang erwartete Militäroffensive zur Rückeroberung der IS-Hochburg Mossul begonnen. Sollte die Metropole im Norden des Landes tatsächlich befreit werden, wäre der Islamische Staat im Irak militärisch weitestgehend besiegt. Da in der Stadt nach wie vor rund 1,5 Millionen Menschen leben, befürchtet die UNO nun eine massive Flüchtlingswelle. Zudem droht ein Blutbad, sollte sich der Zorn der IS-Belagerer gegen die Zivilbevölkerung entladen.

"Die Stunde des Sieges hat geschlagen. Die Operation zur Befreiung Mossuls hat begonnen", sagte Ministerpräsident Haider al-Abadi im Staatsfernsehen. Er richtete sich direkt an die Bürger der Stadt und rief sie dazu auf, mit den Streitkräften zu kooperieren. "Sehr bald werden wir unter Euch sein, um die irakische Flagge zu hissen." 2016 werde als das Jahr in die Geschichte eingehen, in dem der Terrorismus und der IS besiegt wurden.

Die US-Regierung sprach von "einem entscheidenden Moment" im Kampf gegen die Terrormiliz. Mossul ist die letzte IS-Bastion im Irak. Die Millionenstadt unweit der Grenze zur Türkei steht seit Juni 2014 unter der Kontrolle der Extremisten. Von Mossul aus überrannte der IS weite Teile des Landes.

Angeführt wird die Offensive von der Armee und der Polizei des Landes, die von den USA geführte internationale Koalition fliegt Luftangriffe gegen den IS. Die irakischen Sicherheitskräfte hatten in den vergangenen Tagen und Wochen im Umland der Stadt Stellung bezogen. Unterstützt werden sie bei der Offensive von bis zu 4000 kurdischen Peschmerga-Kämpfern, die aber nicht in die Stadt eindringen sollen. Auch lokale sunnitische Milizen sollen an dem Angriff beteiligt werden.

Am Montag vermeldeten die Angreifer bereits erste Erfolge: Kurdische Peschmerga-Kämpfer nahmen nach eigenen Angaben rund 40 Kilometer östlich von Mossul sieben Dörfer ein.

USA: "Irak von Hass und Brutalität befreien"
US-Verteidigungsminister Ashton Carter erklärte nach Beginn der Offensive: "Die Vereinigten Staaten und der Rest des internationalen Bündnisses stehen bereit, um die irakischen Sicherheitskräfte, Peschmerga-Kämpfer und das irakische Volk in dem schwierigen Kampf zu unterstützen, der ihnen bevorsteht." Ziel sei es, den IS dauerhaft zu besiegen und sowohl Mossul als auch den Rest des Landes "vom Hass und der Brutalität" der Extremisten zu befreien.

In Mossul und im Umland sollen sich rund 4000 IS-Kämpfer aufhalten. Sie haben nach verschiedenen Berichten in der Stadt tiefe Gräben und ein Tunnelsystem ausgehoben, um sich zu verteidigen. Außerdem ist damit zu rechnen, dass Straßen und Gebäude mit zahlreichen Sprengfallen versehen sind, was einen Vormarsch auf die Stadt erschweren könnte.

Helfer sehen 1,2 Millionen Zivilisten in Gefahr
In der Stadt sollen noch rund 1,5 Millionen Menschen leben. Hilfsorganisationen hatten vor dem Beginn der Offensive vor einem neuen Flüchtlingsdrama gewarnt. Der Norwegian Refugee Council (NRC) sieht rund 1,2 Millionen Zivilisten in Gefahr. "Wir befürchten, dass die humanitären Konsequenzen dieser Operation massiv sein werden", hieß es am Montag. Die Hilfsorganisation UNHCR rechnet mit bis zu einer Million Flüchtlingen aus Mossul, von denen bis zu 700.000 humanitäre Hilfe benötigen könnten.

Zudem drohen Massaker an der Zivilbevölkerung, sollte sich der Zorn der in die Enge getriebenen IS-Kämpfer entladen. Der NRC forderte die Einrichtung von sicheren Fluchtrouten. Ohne diese hätten Zivilisten demnach nur die düstere Wahl, zurückzubleiben und durch Angriffe bedroht zu werden oder ihr Leben auf der Flucht zu riskieren. Dem NRC zufolge könnten allein in den ersten Tagen bis zu 200.000 Menschen fliehen.

IS verliert immer mehr Gebiete im Irak und in Syrien
Der IS hatte in den vergangenen Monaten bereits wichtige Gebiete im Irak und auch in Syrien verloren. So konnten irakische Streitkräfte im Sommer die IS-Hochburg Falluja im Osten des Landes befreien. Auch in Syrien steht die Terrormiliz unter Druck: Erst am Sonntag hatten von der Türkei unterstützte Rebellen den symbolisch wichtigen Ort Dabik im Norden des Landes vom Islamischen Staat eingenommen.

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