Neuer Migrantenstrom

Serbien kündigt komplette Grenzschließung an

Ausland
04.10.2016 14:57

Serbien hat zum ersten Mal eine komplette Schließung seiner Staatsgrenzen für Flüchtlinge in Aussicht gestellt. "Ich werde das der Regierung vorschlagen, wenn Ungarn, Österreich und Slowenien entsprechende Schritte setzen", sagte Staatspräsident Tomislav Nikolic am Dienstag. Derzeit befinden sich etwa 7400 Flüchtlinge in Serbien, die meisten von ihnen wollen nach Ungarn weiterziehen.

Serbien könne nicht zu einem Trichter werden, aus dem kein Wasser mehr abfließe, sagte Nikolic. Daher werde man trotz des Wunsches, Flüchtlingen zu helfen, die Grenzen schließen müssen. Diese wollten nämlich ohnehin nicht in Serbien bleiben, sagte er. Außerdem müsse Serbien nicht mehr als 5000 bis 6000 Flüchtlinge aufnehmen, so Nikolic gegenüber der Zeitung "Vecernje novosti" offenbar in Anspielung auf das angedachte europäische Flüchtlingsquotensystem.

Die Zahl der Flüchtlinge in Serbien liegt laut Angaben der Behörden derzeit bei etwa 7400. In Aufnahmezentren wurden landesweit 5200 Flüchtlinge untergebracht. Sie alle warten auf eine Weiterreise nach Ungarn oder in andere EU-Staaten.

Flüchtling: "Wir wollen nicht in Serbien bleiben"
Am Dienstag haben sich mehrere Hundert Migranten von der serbischen Hauptstadt Belgrad auf den Weg Richtung ungarische Grenze gemacht, um über die blockierte Balkanroute nach Westeuropa zu gelangen. Auf handgeschriebenen Bannern und in Sprechchören forderten sie offene Grenzen, wie Augenzeugen berichteten. Die Menge wanderte zunächst entlang des Flusses Save in Richtung Norden. Ab und zu verhandelten die meist jungen Männer mit der serbischen Polizei. "Wir wandern zur ungarischen Grenze", sagte ein Flüchtling gegenüber serbischen Medien. "Wir wollen nicht in Serbien bleiben."

Gescheitertes Ungarn-Referendum nährt Hoffnungen der Migranten
In Belgrad leben die meisten Flüchtlinge meist in provisorischen Camps nahe dem Hauptbahnhof. Vermutet wird, dass das gescheiterte Referendum zur EU-Flüchtlingspolitik in Ungarn am Wochenende bei vielen von ihnen die Hoffnung genährt haben könnte, dass die Grenzen geöffnet würden. Allerdings hat Ungarn einen Grenzzaun errichtet, der Flüchtlinge an der Weiterreise entlang der Balkanroute etwa nach Österreich oder Deutschland hindert.

Serbiens Innenminister Nebojsa Stefanovic lobte gegenüber der "Vecernje novosti" die "korrekten Beziehungen" mit Ungarn bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise, wenngleich die Entscheidungen von Serbiens Nachbarn "nicht immer das Leben erleichtert" hätten. Laut seinen Worten hindern die gemischten Grenzkontrollteams aus Militär und Polizei derzeit täglich 150 bis 200 Flüchtlinge an der Einreise aus Bulgarien und Mazedonien.

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