Die größten Gefahren

Zwölf Szenarien, wie die Welt zu Ende gehen könnte

Wissenschaft
23.02.2015 18:53
Wie lange wird es die Menschheit noch geben? Wie könnte die Welt wirklich zu Ende gehen? Diesen brennenden Fragen ist jetzt ein internationales Forscherteam nachgegangen. Die Experten der Global Challenges Foundation, einer renommierten, in Schweden ansässigen Privatstiftung, analysierten globale Risiken, die uns Menschen bedrohen. Von A wie Atomkrieg über N wie Nanotechnologie bis S wie Supervulkan - diese zwölf Szenarien könnten den Weltuntergang - früher, als es die Sonne ohnehin in ferner Zukunft tun wird - herbeiführen.

Diskussionen darüber, ob und wann die Welt untergehen wird, gibt es so lange, wie es Menschen auf unserem Planeten gibt. Den aktuellsten Beitrag in der Debatte lieferte nun die Global Challenges Foundation (GFC). Internationale Wissenschaftler der Stiftung analysierten gemeinsam mit Forschern des Future of Humanity Institute der britischen Oxford-Universität die größten Gefahren für die Menschheit.

Forscher teilten zwölf Gefahren in vier Kategorien ein
Die Forscher bewerteten in ihrer Analyse (den vollständigen Bericht lesen sie hier) die Folgen von Ereignissen und die Wahrscheinlichkeit dafür, dass diese tatsächlich eintreten. Die dabei erfassten zwölf globalen Risiken wurden dann in einem Bericht in vier verschiedene Kategorien eingeteilt - wobei auch festgestellt wird, dass es Risiken gibt, die sich derzeit mangels Wissen nur schwer bewerten lassen.

Bestehende Risiken
Der Klimawandel zählt laut den Forschern zu den aktuellsten und größten bestehenden Risiken. Durch die Erderwärmung drohten etliche Regionen der Erde unbewohnbar zu werden. Die Folge seien Hungersnöte, gesellschaftlicher Zusammenbruch und Massenauswanderungen. Der Klimawandel "könnte globale Konflikte verursachen und womöglich die Menschheit kollabieren lassen", heißt es in dem Bericht der GFC.

Auch der Atomkrieg darf in dieser Kategorie nicht fehlen: Im Falle eines nuklearen Krieges würden große Teile der Erdbevölkerung binnen kürzester Zeit ausgelöscht. Hinzu kämen Folgeschäden durch radioaktive Verstrahlung. Seit dem Ende des Kalten Krieges sei die Gefahr dieses Szenarios zwar gesunken, gänzlich vom Tisch sei sie jedoch nicht. Wie schnell sich die Sicherheitslage ändern kann, zeige etwa aktuell der Ukraine-Konflikt.

Als dritte bestehende Gefahr nennt GCF eine globale Pandemie. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist laut den Forschern größer, als häufig angenommen werde. Nicht zuletzt wegen der hohen Mobilität der Menschen heutzutage würde sich eine todesbringende Seuche in Windeseile auf der ganzen Welt ausbreiten. Viren etwa veränderten sich sehr schnell und könnten zu einem globalen Killer mutieren.

Die Grundvoraussetzungen dafür sind laut den Forschern längst gegeben: Im Wesentlichen unheilbare Krankheiten (Ebola), nahezu hundertprozentige Todesrate (Tollwut), hohe Ansteckungsgefahr (grippaler Infekt) und lange Inkubationszeiten (HIV). Wären all diese Merkmale in einem Erreger kombiniert, so wäre ein Massensterben unaufhaltsam, sind die Wissenschaftler überzeugt.

Hinzu kommt die Gefahr einer ökologischen Katastrophe: Die Menschen würden immer stärker in die Umwelt eingreifen, was zu einem rasanten Aussterben vieler Tier- und Pflanzenarten führe. Verliere ein Ökosystem langfristig die Fähigkeit, alle Organismen zu versorgen, so drohe der ökologische Zusammenbruch. Es sei jedoch nicht auszuschließen, dass ein kleiner Teil der Menschheit mithlfe entsprechender Technologie auch unabhängig vom Ökosystem überleben könnte. Wie gut, müsse allerdings noch genauer untersucht werden, ist in dem Bericht zu lesen.

Exogene (äußere) Gefahren
Gemeint sind Gefahren, die nicht im menschlichen Einflussbereich liegen. Dazu gehört laut GFC die Gefahr eines Asteroideneinschlags auf der Erde. Statistisch gesehen schlägt ungefähr alle 20 Millionen Jahre ein Asteroid auf der Erde ein, der groß genug ist, um alles Leben auszulöschen (ein Asteroid mit einem Durchmesser von fünf Kilometern oder größer). Zuletzt führte ein solches Unglück vor mehr als 65 Millionen Jahren zum Aussterben der Dinosaurier. Dass uns ein ähnliches Schicksal ereilt, ist den Wissenschaftler zufolge also nicht von der Hand zu weisen.

Ausbrüche von Supervulkanen (also Vulkane mit mehr als 1.000 Kubikkilometer an Auswurfmaterial) zählen ebenfalls zu den äußeren Gefahren. Die Asche, die in die Atmosphäre geworfen würde, könnte das Sonnenlicht absorbieren und einen globalen Winter verursachen. Die Auswirkungen wären ähnlich wie bei einem Atomkrieg.

So überlebten den Ausbruch des Toba auf der indonesischen Insel Sumatra vor rund 75.000 Jahren nur wenige tausend unserer Vorfahren. Die freigesetzten Kräfte waren damals so gewaltig, dass sie das Klima des ganzen Planeten für mehrere Jahre veränderten. "Die Asche tauchte die Erde in Finsternis und schickte den Planeten zurück in die Eiszeit", warnte der australische Geologe Ray Cas schon vor rund zehn Jahren vor einer Bedrohung durch die äußerst seltenen Supervulkane.

Eine Eruption eines solchen riesigen Vulkans könnte heute Millionen, wenn nicht sogar Milliarden Menschenleben bedrohen, schreiben die GFC-Forscher in ihrem Bericht.

Globale politische Gefahren
Schlechte Weltpolitik
wird ebenfalls als mögliche Ursache für das Ende der Menschheit angesehen. Die Unfähigkeit der Regierungen und Länderbündnisse, eigentlich lösbare Probleme aus der Welt zu schaffen, könnte zu einer globalen Katastrophe führen - oder zumindest eine totalitäre Weltordnung hervorbringen. Die Auswirkungen eines solchen Szenarios ließen sich aber nur schwer abschätzen, geben die Experten zu bedenken.

Weil politische Macht auch immer mit Kapital verbunden ist, könnte auch ein Zusammenbruch der Weltwirtschaft das Ende der Menschheit zur Folge haben. Unternehmen, Banken und Staaten seien immer enger miteinander verflochten, was das Risiko eines globalen Kollapses nach Einschätzung der Wissenschaftler immer größer werden lässt.

Neu entstehende Risiken
Hier listet die Stiftung die künstliche Intelligenz als große Gefahr für die Menschheit auf. Dass Roboter eines Tages die Macht auf der Erde übernehmen, war ja bislang vor allem ein beliebter Stoff für Science-Fiction-Romane und -Filme - man denke nur an den von Arnold Schwarzenegger verkörperten Terminator aus der gleichnamigen Filmreihe. Doch mittlerweile mache sich auch in der Wissenschaft die Sorge breit, dass der Mensch die Kontrolle über die von ihm selbst erschaffenen Maschinen verliert. "Extreme Intelligenz ist nicht leicht unter Kontrolle zu halten", so die GFC-Forscher.

Auch die Nanotechnologie könnte den Untergang der Menschheit einläuten. Zwar berge die neue Technologie das Potential, viele gegenwärtige Probleme aus der Welt zu schaffen (Ressourcenknappheit, Umweltverschmutzung, Klimawandel, Armut), doch lasse sich die Nanotechnologie wie auch die Atomenergie für unlautere Zwecke missbrauchen, so die Wissenschaftler.

Zudem bestehe die Gefahr, dass in der synthetischen Biologie neue Erreger entstehen, etwa bei der Forschung nach neuen Impfstoffen und Heilmitteln. Dasselbe gelte für die Erforschung synthetisch hergestellter Erreger für biologische Waffen. Genetisch veränderte Bakterien oder Viren könnten jedenfalls laut den Forschern eine globale Seuche verursachen - und ein weltweites Massensterben von Mensch, Tier und Pflanze auslösen.

Weil die Zukunft aber letztlich nicht vorhersehbar ist, werden als zwölfte Gefahr für die Menschheit folgerichtig auch unbekannte Risiken aufgelistet. So könnten etwa neue, noch nicht erfundene, potentiell gefährliche Technologien oder die Kombination mehrerer (sowohl unbekannter als auch bekannter) Faktoren das Ende der Welt einläuten. Darüber hinaus zählen die Forscher die Gefahr einer Invasion der Außerirdischen zu den unbekannten Gefahren.

Neun von zwölf Gefahren lassen sich abwenden
Während die Menschheit gegen äußere oder noch unbekannte Gefahren wenig bis gar nichts tun kann, sind wir zumindest neun der zwölf in dem Bericht genannten Weltuntergangsszenarien nicht hilflos ausgeliefert: Der Klimawandel etwa ließe sich theoretisch ebenso verhindern wie ein Atomkrieg oder die Entstehung neuer tödlicher Erreger in einem Labor, merkenn kommenden Milliarden Jahren immer heller strahlen und sich langsam zu einem Roten Riesen aufblähen. Durch die Hitze wird sämtliches Wasser auf der Erde verdampfen - womit wohl kein Leben mehr auf dem blauen Planeten möglich sein dürfte.

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