Abstruse Theorie

“Saudi-Autofahrerinnen droht Vergewaltigung”

Ausland
15.02.2015 07:40
Ein saudi-arabischer Historiker hat eine seltsame Begründung für das in seiner Heimat geltende Fahrverbot für Frauen geliefert. Saleh al-Saadoon (kleines Bild) behauptete in einem Fernsehinterview, Pkw-Fahrerinnen würden Gefahr laufen, vergewaltigt zu werden. "Wenn eine Frau von einer Stadt in eine andere fährt und ihr Auto eine Panne hat, was wird dann mit ihr geschehen?", so der Gelehrte rhetorisch.

Im Gegensatz zu Saudi-Arabien seien für Frauen in Amerika und Europa Sexualverbrechen "keine große Sache", so Saadoon im Fernsehsender Khalijiyya TV gegenüber einer offenbar irritierten Journalistin. In Saudi-Arabien würden die Frauen "wie Königinnen" behandelt, weil sie von einem Fahrer chauffiert würden.

Gefahr durch Chauffeure: Mehr ausländische Fahrerinnen
Auf die Frage, ob nicht die Gefahr bestehe, dass der Fahrer die Frau vergewaltige, räumte Saadoon zwar ein, dass das ein Problem sei, hat dafür aber prompt eine Lösung parat: Ausländische Fahrerinnen sollen in Zukunft vermehrt die saudischen Frauen chauffieren.

Nur wenige Stunden nach den abstrusen Äußerungen des Historikers gab es Freitag früh gute Nachrichten für zwei saudi-arabische Frauenrechtlerinnen: Sie wurden laut Aktivisten aus der Haft entlassen. Lujain Hathlul, die Anfang Dezember versucht hatte, mit dem Auto aus den benachbarten Vereinigten Arabischen Emiraten nach Saudi-Arabien zu fahren, und seither in Haft saß, habe das Gefängnis verlassen, so ein Aktivist, der anonym bleiben wollte. Auch die Journalistin Maisaa Alamudi, die Hathlul damals an der Grenze unterstützen wollte und ebenfalls inhaftiert wurde, ist laut ihrer Familie wieder auf freiem Fuß. Ob sich die beiden Frauen weiter vor Gericht verantworten müssen, ist noch unklar.

Tauwetter unter neuem König Salman?
Unter dem neuen saudischen König Salman gibt es Anzeichen für eine Lockerung der drakonischen Gesellschaftspolitik. In der Vorwoche wurde bekannt, dass Salman mehr als 2.500 Strafgefangene begnadigt hat. Außerdem wurde die ratenweise Auspeitschung des Bloggers Raif Badawi nach heftigen internationalen Protesten nicht mehr vollstreckt, offiziell aus Gesundheitsgründen.

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